Chaos in der taz? Gekommen ist es anders

VON AXEL DOSCH

So habe ich es mir vorgestellt: Ein voller Bienenstock, Gehetze die Flure runter, verzottelte Zeitungsmenschen eilen Treppen hoch, lassen Aschenbecher überquellen. Kaffeespuren auf den Tischen, dazwischen lautes Geschrei. Der Zeitdruck ist in der Luft zu greifen, hektisches Getippe in Smartphones, dauerndes Telefongeklingel …

Das Rudi-Dutschke-Haus ist anders. Ein heller Konferenzraum, Zimmerpflanzen, Sonne scheint durch große Fenster. Alles geordnet, freundlich, sauber, geraucht wird brav im Treppenhaus. Trotz Dienstschluss finden sich viele Redakteure am Donnerstagabend ein, uns zu begrüßen. Neugierig auf das Geno-Projekt und motiviert, uns Amateure zu integrieren.

Vor der ersten Konferenz erwarte ich Folgendes: dass der Inhalt bereits festgelegt ist. Dass die Chefredaktion Einfluss nimmt, damit die linke taz-Linie gewahrt bleibt. Bloß kein Extrastress wegen dieser Geno-Invasion! Jetzt können wir die ewigen Meckerer auch mal kritisieren.

Im Gegenteil. Stattdessen ein weißes Blatt. Beziehungsweise sechzehn. Von uns „Miteigentümern“ frei zu füllen. Die Redakteure erklären uns die Basics, redigieren die Texte mit uns gemeinsam, sogar der Putsch auf Seite eins wird unterstützt. Gesellschaftskritiker sind sicher nicht immer so lässig.

Axel Dosch, 43, taz-Genosse, lebt am Stadtrand von Berlin