Rollenverteilung im NSU-Trio: Auf den Spuren Beate Zschäpes

Beate Zschäpe schweigt. Durch Fragen an die Umgebung der Angeklagten will sich das Gericht daher ein Bild von der Rolle der Angeklagten machen.

Das Gericht versucht, sich ihr anzunähern: Beate Zschäpe. Bild: dpa

MÜNCHEN taz | Sie schweigt beständig. Seit nunmehr 57 Verhandlungstagen hat Beate Zschäpe sich zu keinem Anklagepunkt geäußert. Die Hauptbeschuldigte im Münchner NSU-Verfahren scheint in Rücksprache mir ihrer Verteidigung ihren Mund auch in der Zukunft nicht öffnen zu wollen.

In dieser Verhandlungswoche versucht das Oberlandesgericht München der Frau, der vorgehalten wird, ein gleichberechtigtes Mitglied einer rechtsextremen Terrorgruppe mit dem einzigen Ziel, „Menschen zu töten“, gewesen zu sein, näher zu kommen.

Aus diesem Grund hatte der Vorsitzende Richter den gesamten Verhandlungstag am Dienstag für die Aussage von Brigitte Böhnhardt frei gehalten. Die Mutter von Uwe Böhnhardt kennt die „Beate“ noch als Jugendliche. Am Mittwoch ist auch André Kapke als Zeuge geladen – ebenso den ganzen Tag.

Das Gericht will wissen, welche Rolle Zschäpe in dem NSU-Trio gespielt hat, der der Mord an zehn Menschen zur Last gelegt wird. Kapke könnte es wissen. Er war in Jena mit Uwe Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe in der Sektion des „Thüringer Heimatschutze“ (THS) aktiv. Auch der Mitangeklagte Ralf Wohlleben gehörte der Gruppe an. Mit ihm richtete Kapke später für die Szene Musikevents aus.

Der Jungen Freiheit sagte Kapke: „Es gab die Vereinbarung, wenn jemand etwas machen will, das strafrechtliche Konsequenzen haben könnte, dann sollte er sich gut überlegen, wen er einweiht“, und: „Sicher haben wir uns damals immer mehr radikalisiert.“

Am Donnerstag soll dann der Bruder des THS-Anführers André aussagen. Er und eine weitere Person werden verdächtigt, eine Hymne auf das Terrortrio verfasst zu haben. Auch von ihm erhofft sich das Gericht, mehr über das Innenleben des NSU zu erfahren.

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Rechtsextreme Terroranschläge haben Tradition in Deutschland.

■ Beim Oktoberfest-Attentat im Jahr 1980 starben 13 Menschen in München.

■ Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Beate Zschäpe verübte bis 2011 zehn Morde und drei Anschläge.

■ Als Rechtsterroristen verurteilt wurde zuletzt die sächsische „Gruppe Freital“, ebenso die „Oldschool Society“ und die Gruppe „Revolution Chemnitz“.

■ Gegen den Bundeswehrsoldaten Franco A. wird wegen Rechtsterrorverdachts ermittelt.

■ Ein Attentäter erschoss in München im Jahr 2016 auch aus rassistischen Gründen neun Menschen.

■ Der CDU-Politiker Walter Lübcke wurde 2019 getötet. Der Rechtsextremist Stephan Ernst gilt als dringend tatverdächtig.

■ In die Synagoge in Halle versuchte Stephan B. am 9. Oktober 2019 zu stürmen und ermordete zwei Menschen.

■ In Hanau erschoss ein Mann am 19. Februar 2020 in Shisha-Bars neun Menschen und dann seine Mutter und sich selbst. Er hinterließ rassistische Pamphlete.

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