„Stiller Tsunami“

Welternährungsprogramm warnt vor großer Hungersnot. Nahrungsmittelkrise betrifft 100 Millionen Menschen

LONDON dpa ■ Angesichts der explodierenden Nahrungsmittelpreise hat das UN-Welternährungsprogramm (WFP) vor einer Hungersnot mit dem Ausmaß eines „stillen Tsunamis“ gewarnt. Mehr als 100 Millionen Menschen seien weltweit von der Krise betroffen. Die internationale Staatengemeinschaft müsse darauf genauso reagieren wie auf den Tsunami von 2004, forderte die WFP-Exekutivdirektorin Josette Sheeran am Dienstag in London vor Gesprächen zur Lebensmittelkrise mit dem britischen Premierminister Gordon Brown und Hilfsorganisationen.

Nach dem Tsunami in Südostasien habe die Weltgemeinschaft zwölf Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt. „Wir brauchen erneut eine solche Großzügigkeit“, sagte sie. Sheeran betonte, alle Nationen müssten dringend auf die Nahrungsmittelkrise reagieren, die in einigen Ländern bereits zu blutigen Unruhen geführt habe und jeden Kontinent bedrohe. In Kambodscha sei eine Einstellung des Schulspeisungsprogramms zu befürchten, wenn keine neuen Gelder bereitgestellt würden. In insgesamt 78 Ländern stehe die Organisation vor einer ähnlichen Entscheidung. Es sei die größte Herausforderung in der 45-jährigen Geschichte des WFP.

Brown betonte, Großbritannien überdenke den Gebrauch von Biosprit, der seit einigen Tagen Benzin und Diesel im Vereinigten Königreich beigemischt werden muss. Wenn sich der britische Ansatz als nicht haltbar erweise, mache sich London auch in der EU für einen Wandel stark. Biosprit gilt als Preistreiber bei Grundnahrungsmitteln.