Das Geschäft mit den Eiern

USA Wegen Salmonellenverseuchung müssen zwei Großunternehmen aus Iowa rund eine halbe Milliarde Eier aus dem Handel zurückrufen. Der Markt ist immer stärker konzentriert

Bioeier von freilaufenden Hühnern sind nur in wenigen Supermärkten zu finden

AUS WASHINGTON DOROTHEA HAHN

Vorsicht, Eier: Mindestens 1.500 Menschen in mindestens 22 US-Bundesstaaten sind krank geworden, nachdem sie Eier gegessen haben. Die Spur der Kontamination führt in den Mittleren Westen, nach Iowa. Dort operieren die beiden Großunternehmen „Wright County Egg Co“ und „Hillandale Farms of Iowa inc“, die jetzt eine halbe Milliarde Eier aus dem Handel zurückrufen mussten.

Beide Unternehmen haben erklärt, dass sie fortan ihre Hühner für jeweils ein paar Cents gegen Salmonellose impfen werden. Solange die Ermittlungen laufen, bringen sie auch keine weiteren Eier in Schalen auf den Markt. Doch die Produktion in ihren fensterlosen Legebatterien geht ungehindert weiter. Statt als Ganzes verkaufen sie ihre Eier jetzt in pasteurisierter Form und in Flaschen. Das Flüssigprodukt dient unter anderem zur Herstellung von Nudeln und anderen Lebensmitteln.

Die größte Salmonellenvergiftung in den USA seit den 70er Jahren hat ihren Ausgang in Futter für Legehennen genommen. Beide Verursacherunternehmen benutzen denselben Mais. „Wright County“ verarbeitet die Maiskörner und verkauft sie weiter an den Konkurrenten „Hillandale“. In den Regalen der Supermärkte in den USA sind die Namen der beiden Unternehmen kaum zu finden. Sie verkaufen ihre Eier unter zwei Dutzend verschiedenen Markennamen.

„Wright County“ und „Hillandale“ sind zwei der ganz Großen im Eiergeschäft der USA. Sie gehören zu jenen wenigen Unternehmen, die den Konzentrationsprozess, der auch die Eierbranche erfasst hat, überlebt haben. Nur rund 190 Großhersteller versorgen heute noch den rund 300 Millionen KonsumentInnen umfassenden Markt der USA mit Eiern. Die Mehrheit dieser Unternehmen operieren in Iowa. Der Bundesstaat liegt im Zentrum des Landes und ist auf den Anbau und die Verarbeitung von Futtermais spezialisiert. Ganze Landstriche in Iowa, wo noch vor Jahrzehnten kleine Bauernhöfe waren, haben sich auf das Geschäft mit den Eiern umgestellt.

Die Salmonellose-Epidemie hat bereits im Mai begonnen. Und die US-Lebensmittelbehörden gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Opfer um ein Vielfaches höher liegt. Erfahrungsgemäß geben nur wenige VerbraucherInnen ihre Darmerkrankungen den Behörden bekannt. Todesfälle hat es, so die Food and Drug Administration (FDA), diesmal nicht gegeben. Als Nebenwirkung der Epidemie hat sich die Eierversorgung der Supermärkte in den USA verknappt, und sowohl die Preise von Eiern als auch von Lebensmitteln, die mit Eiern hergestellt werden, dürften steigen. Bisher konsumieren die KundInnen in den USA jedes Jahr rund 80 Milliarden Eier. Bioeier von freilaufenden Hühnern sind nur in wenigen Supermärkten zu finden.

Einer der beiden Unternehmer, die die Salmonellose verursacht haben, ist den US-Behörden seit Jahren bekannt. Jack DeCoster, 75, und Chef von „Wright County Egg Co“, hat eine lange Vorgeschichte ekeliger Eiereien. Unter anderem fiel er 1992 in dem östlich der US-Hauptstadt gelegenen Bundesstaat Maryland auf. Seine dortigen Legebatterien waren wegen einer Kontaminierung unter Quarantäne gestellt worden. Doch DeCoster verkaufte seine Eier aus Maryland ungeniert weiter in anderen Bundesstaaten. Als die Nahrungsmittelbehörde ihn deswegen zur Ordnung rief, klagte er gegen den Bundesstaat Maryland. Und gewann vor Gericht.

Das Argument des dreisten Eiermanns: er verkaufe die kontaminierten Eier außerhalb von Maryland, und die dortigen Behörden hätten kein Recht, sich in Geschäfte außerhalb der Grenzen ihres Bundesstaates einzumischen. Nachdem DeCoster seinen Rechtsstreit gegen Maryland gewonnen hatte, verlagerte er seine Eierproduktion nach Iowa.