Chinesisches Blutbad in afrikanischer Skandalmine

SAMBIA In einer Kohlemine eröffneten chinesische Manager das Feuer auf unzufriedene Bergleute

BERLIN taz | Ein von Chinesen angerichtetes Blutbad unter Bergleuten in Sambia sorgt für große Aufregung. Gestern gaben die sambischen Behörden die Festnahme zweier chinesischer Manager bekannt, die am Freitag vor einer Woche das Feuer auf Bergleute eröffnet und 13 verletzt haben sollen. Die Manager sollen sich am 2. November wegen Mordversuchs verantworten.

Der Vorfall erfolgte, als eine Gruppe aufgebrachter Bergarbeiter versuchte, die Büros der Kohlemine Collum zu stürmen, weil ihre Oktoberlöhne entgegen vorheriger Zusagen nicht erhöht worden waren. 13 Verwundete kamen ins Krankenhaus, zwei davon in kritischem Zustand. Ihre Angehörigen drohten, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, sollte die Polizei nicht eingreifen. Oppositionelle forderten auf Demonstrationen in der Hauptstadt Lusaka, die beiden Chinesen zu deportieren.

Sambia besitzt gigantische Vorkommen an Kupfer und anderen Bodenschätzen und ist eines der größten Investitionsziele chinesischer Bergbaufirmen in Afrika. Die Kohlemine Collum im südsambischen Sinazongwe ist umstritten. Die Bergleute leben direkt auf dem Bergwerksgelände, nach schweren Regenfällen zu Jahresanfang brach Cholera aus, und die Mine wurde vom Staat für drei Wochen geschlossen. Im Juni wurden 22 Bergleute unter Tage bei einem Unfall schwer verletzt, im Juli beschwerte sich der traditionelle Chief von Sinazongwe, chinesische Vorarbeiter würden die sambischen Bergleute während der Arbeit misshandeln und verprügeln wie zu Kolonialzeiten. Bilder aus Collum zeigen, wie die Bergleute vor einer Ziegelmauer Schlange stehen, um durch eine winzige Öffnung ihre Löhne hinübergereicht zu bekommen.

Chinas Präsenz in Sambia ist umstritten. Sie war ein Hauptkontroverse bei den Wahlen 2006 und 2008, die der militant antichinesische Gewerkschafts- und Oppositionsführer Michael Sata jeweils nur ganz knapp verlor. Der amtierende Präsident Rupiah Banda ist ein Freund Pekings und erklärte in Reaktion auf die Schießerei von Collum, es sei unfair, die Chinesen zu kritisieren, andere Arbeitgeber würden schließlich auch ihre Angestellten erschießen, und in Sambia würden jeden Tag Menschen angeschossen. Zugleich reiste Sambias Verteidigungsminister nach Peking und holte sich dort Versprechungen einer intensivierten militärischen Zusammenarbeit ab. DOMINIC JOHNSON