Tote und Kriegsangst nach Wahlchaos in Abidjan

ELFENBEINKÜSTE Frist für Bekanntgabe des Wahl- ergebnisses verstrichen. Blutiger Überfall auf Oppositionsparteibüro

Aus Angst vor Gewalt sind Geschäfte und Büros geschlossen

BERLIN taz | Nachdem die gesetzliche Frist zur Verkündung eines Ergebnisses der Präsidentschaftswahl in der Elfenbeinküste ergebnislos verstrichen ist, nimmt in dem westafrikanischen Land die Gewalt zu. Mindestens acht Menschen wurden in der Nacht zu Donnerstag getötet, als Bewaffnete in Yopougon, einem Stadtteil der Metropole Abidjan, den lokalen Sitz der Oppositionspartei RDR (Demokratische Sammlung der Republikaner) stürmten und auf die dort Anwesenden das Feuer eröffneten. Die RDR ist die Partei des Oppositionsführers Alassane Ouattara, der inoffiziellen Wahlergebnissen zufolge die Stichwahl um die Präsidentschaft am vergangenen Sonntag mit 54 Prozent gewonnen hat. Yopougon ist eine Hochburg des unterlegenen Amtsinhabers Laurent Gbagbo.

Gbagbos Vertreter in der ivorischen Wahlkommission CEI hatten zuvor die öffentliche Bekanntgabe des Wahlergebnisses verhindert, und das Gbagbo-Wahlbündnis LMP (Die präsidiale Mehrheit) will vor dem Verfassungsgericht eine Teilannullierung der Wahl erreichen, aus der Gbagbo doch noch als Sieger hervorgehen soll. Das Verfassungsgericht wird von einem Parteigenossen des Staatschefs geleitet. Gbagbo regiert die Elfenbeinküste seit 2000. Seit 2002 übt er die Macht nur in der Südhälfte des Landes aus,die Nordhälfte wird von Rebellen kontrolliert. Bei der Stichwahl stimmte der Norden überwiegend für Ouattara.

Sollte Gbagbo sich jetzt durch Tricks an der Macht halten, würde die Elfenbeinküste erneut geteilt werden, da die nach wie vor unter Waffen stehenden Kämpfer der Rebellenarmee FN (Neue Kräfte) im Norden ihn nicht anerkennen würden. Sowohl die FN als auch die Regierungsarmee scheinen sich auf eine erneute Teilung des Landes und auf eventuelle Kämpfe einzustellen. Die Rebellen beorderten 1.500 Soldaten, die sie vor den Wahlen in den Süden des Landes geschickt hatten, am Mittwoch in den Norden zurück. Zuvor hatte die Regierungsarmee ihre im Norden stationierten Einheiten in den Süden abkommandiert.

Die Angst vor einem neuen Krieg lähmt das Leben. Aus Angst vor Gewalt sind tagsüber in Abidjan Geschäfte und öffentliche Einrichtungen geschlossen. Ab 19 Uhr herrscht ohnehin Ausgangssperre. Letztere verzögert auch den zu dieser Jahreszeit fälligen Transport der Kakaoernte. Die Elfenbeinküste ist der größte Kakaoproduzent weltweit.

DOMINIC JOHNSON

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