Erbitterte Kämpfe in Misurata

LIBYEN Die Lage der Einwohner von Misurata im Westen des Landes wird dramatischer. Kämpfe jetzt mitten in der Stadt. Im Osten rücken Aufständische wieder auf Brega vor

Bislang wurden nach Angaben von Ärzten in Misurata etwa tausend Menschen getötet

MISURATA dapad/afp | Unter anhaltendem Artilleriebombardement und dem Feuer von Scharfschützen haben libysche Rebellen am Sonntag weiterhin der Belagerung der Stadt Misurata standgehalten. In erbitterten Häuserkämpfen wehrten sie sich gegen die Einnahme der letzten von Regierungsgegnern gehaltenen Stadt im Westen Libyens.

Nach tagelangen Kämpfen sind die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, unterstützt von schweren Waffen und Scharfschützen, bis ins Zentrum der Stadt vorgedrungen. Seit Tagen schon sei Misurata mit Mörsern und Raketen beschossen worden, berichtete der Bewohner Abdel Salam, der nur seinen Vornamen nennen wollte. „Die Einwohner haben sich an den Lärm der Mörser und Raketen gewöhnt“, sagte er. „Auf den Dächern der hohen Gebäude sind immer noch Scharfschützen, die auf alles schießen, was sich bewegt.“

Die Rebellen hätten die Regierungstruppen aus der Gegend rund um einen zentralen Marktplatz zurückgetrieben und einen schmalen Streifen Geländegewinn erzielt, sagte der Aktivist Rida al-Montasser über den Internetdienst Skype. Am Sonntag hätten Gaddafis Truppen außerdem das Krankenhaus beschossen. Seit Ende Februar wurden nach Angaben von Ärzten in Misurata etwa 1.000 Menschen getötet. Zudem habe es etwa 3.000 Verletzte gegeben, sagte der Verwalter des Krankenhauses, Chaled Abu Falgha, am Montag vor Journalisten.

Im Osten des Landes rückten die Rebellen erneut auf den Ölhafen von Brega vor. Die Kämpfer legten etwa die halbe Strecke zwischen Adschdabija und Brega zurück, berichtete ein Reporter des arabischen Senders al-Dschasira. Die Aufständischen hatten bereits am Vortag von Adschdabija aus einen Vorstoß auf das 80 Kilometer westlich gelegene Brega unternommen. Dieser war aber von den Truppen Gaddafis zurückgeschlagen worden.

Nach Angaben von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die UNO ein Abkommen mit der libyschen Regierung über die Lieferung von humanitärer Hilfe getroffen. Sie werde eine entsprechende Präsenz in Tripolis einrichten, fügte Ban hinzu. Ein Sprecher der libyschen Regierung, Mussa Ibrahim, sagte demgegenüber, die Vereinbarung schließe auch einen humanitären Korridor für Misurata ein. Neben der Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten gehe es dabei auch um einen sicheren Korridor für Flüchtlinge aus der belagerten Stadt.

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy stellt sich unterdessen hinter den Libyen-Kurs der USA, Frankreichs und Großbritanniens. Angeblich suchen die USA und ihre Alliierten ein Exil für Gaddafi, der sich aber weiter an die Macht klammert.