Simbabwes Blutdiamanten dürfen wieder auf den Markt

DIAMANTEN „Kimberley-Prozess“ legalisiert endgültig Exporte aus militärisch kontrollierten Minen

Der Beschluss war nur möglich, weil Nichtregierungsorganisationen boykottierten

KINSHASA/BERLIN rtr/afp/taz | Simbabwe darf wieder legal Diamanten aus den umstrittenen Minen von Marange verkaufen. Dies beschloss der Selbstregulierungsverband der internationalen Diamantenindustrie „Kimberley-Prozess“ am späten Dienstag auf einer Tagung in Kongos Hauptstadt Kinshasa. Der Beschluss war im Prinzip bereits beim letzten Kimberley-Treffen im Juni getroffen worden, aber aufgrund des Widerstands der EU, der USA, Kanadas und des Weltdiamantenrats vorerst auf Eis gelegt worden. Die Kritiker lenkten ein, nachdem Simbabwe Kontrollen versprach.

Menschenrechtsorganisationen zufolge hat Simbabwes Militär jahrelang die Diamantengebiete von Marange kontrolliert, mit Schmuggel über Mosambik und Menschenrechtsverletzungen entweder bei der militärisch kontrollierten Förderung oder bei der gewaltsamen Vertreibung unliebsamer Schürfer. Mehrfach hat Simbabwes Regierung zugesagt, die Diamantenindustrie von Marange zu sanieren. Heute sind drei Förderunternehmen in dem Gebiet aktiv: die Staatsfirmen Marange Resources und Mbada Diamonds sowie die chinesische Anjin. Die Wiederaufnahme des legalen Exports beschränkt sich zunächst auf die ersten beiden Unternehmen. Ob auch Anjin legal exportieren darf, soll ein Beobachterteam des Kimberley-Prozesses innerhalb von 14 Tagen klären.

Die Entscheidung in Kinshasa war nur möglich, weil internationale Nichtregierungsorganisationen das Treffen boykottierten – aus Protest gegen Simbabwes Wiederzulassung. Simbabwes Bergbauminister Obert Mpofu lobte auf dem Treffen, die Abwesenheit dieser Organisation habe eine eintscheidende Rolle gespielt, da diese bisher für „Konfusion“ gesorgt hätten.

Der Beschluss von Kinshasa sei „absolut falsch“, kritisierte gestern Eddie Cross von der simbabwischen Oppositionspartei MDC (Bewegung für Demokratischen Wandel), die in Simbabwes Regierung den Premierminister stellt. Nach wie vor würden die Fördermengen und Werte der Diamanten von Marange systematisch verschleiert, um illegale Paralleleinnahmen für Präsident Robert Mugabes Machtzirkel zu generieren. Die MDC fordert die Verstaatlichung der Minen von Marange, um sie unter Kontrolle zu bringen. D.J.