Das Volk will den Erfolg seiner Revolution

LIBYEN Gute Stimmung in der Hauptstadt Tripolis zum Jahrestag des Aufstands gegen Gaddafi

AUS TRIPOLIS KARIM EL-GAWHARY

„17. Februar“ ist auf eine Keule geschrieben, die auf den Kopf Gaddafis niedersaust. Daneben steht ein Rebell und feuert mit seiner Kalaschnikow auf den Diktator. Das ist eines der zahllosen Wandgemälde, die in der libyschen Hauptstadt Tripolis die Revolution verewigen. Stolz kommt der Künstler angelaufen. „Ich habe das bereits gemacht, da wurde am Ende der Straße noch gekämpft, aber die Leute des Viertels haben mich geschützt“, erzählt Rabie Qadar. „Ich kann gar nicht beschreiben, wie froh ich bin. Sicherlich ist es heute noch etwas chaotisch, aber das ist normal. Das ist die Übergangszeit. Am Ende werden wir in einem viel besseren Libyen leben.“

Keine offizielle Feier, aber viel spontane Freude herrscht in Tripolis am Jahrestag des Beginns des Aufstandes gegen Gaddafi. Autokorsos fahren hupend durch die mit der revolutionären Nationalflagge geschmückten Straßen. Freiwillige haben zuvor das Pflaster gefegt. Familien schlendern über den Platz der Märtyrer im Zentrum der Hauptstadt. „Zu Gaddafis Zeiten haben sie uns bezahlt, heute kommen wir freiwillig“, sagt einer.

Begonnen haben die Feiern nach dem Freitagsgebet. „Mit der Revolution kommt auch die Verantwortung“, hat der Imam in der großen Moschee am Algerienplatz gepredigt. Im Aurora-Café direkt nebenan haben sich vier ältere Herren versammelt. „Zu Zeiten Gaddafis haben wir nur miteinander getuschelt“, erzählt Saleh El-Ferjani. Der 65-Jährige gehörte früher einem Spezialkommando Gaddafis an. Heute sagt er: „Ich habe die Stimmung im Land unter Gaddafi einfach nicht mehr ausgehalten. Das war, wie wenn man durch einen dunklen Tunnel wandert. Mit der Revolution sieht man wieder Licht.“ Das Wichtigste sei jetzt, dass die jungen Rebellen mit einer Ausbildung ihre Waffen abgeben und zurück in ihre zivilen Berufe gehen, findet er. Und man müsse endlich die staatlichen Institutionen in Gang bringen.

Natürlich gibt es auch Probleme, mischt sich sein Freund ein. Sein Fazit: „Beim Rasieren kann man sich auch schneiden.“