Beschuss von Homs fordert viele Opfer

SYRIEN Gepanzerte Fahrzeuge der Armee rücken in die Protesthochburg vor. Rotes Kreuz verhandelt über Hilfslieferungen. Russland nimmt nicht am ersten Treffen der Kontaktgruppe in Tunis teil

BEIRUT/MOSKAU rtr/dapd | Die syrische Armee hat am Dienstag durch heftigen Dauerbeschuss der Protesthochburg Homs mehr als zwanzig Menschen getötet. Rund 340 Personen seien in der abgeriegelten Stadt verletzt worden, berichteten Vertreter der Opposition.

„Jede Minute sind mehrere Einschläge zu hören“, sagte der Oppositionelle Nader al-Husseini aus Homs. Unter den Opfern seien zwei Kinder. Nach Angaben des in London ansässigen Syrischen Netzwerks für Menschenrechte schlugen allein am Morgen mindestens 250 Granaten und Raketen im Stadtteil Baba Amro ein. Die Luftwaffe flog Aufklärungsflüge über der Millionenstadt. Am Boden rückten gepanzerte Fahrzeuge der regulären Truppen vor. Seit Beginn der Offensive gegen Homs am 3. Februar wird die Versorgungslage der Menschen immer dramatischer. Die Telefonverbindungen nach Homs waren unterbrochen.

Auch Hama im Westen des Landes ist abgeriegelt. Soldaten, Polizei und Assad-treue Milizen errichteten Barrikaden, um die einzelnen Stadtteile zu isolieren. In der nördlichen Provinz Aleppo wurde nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Sana am Dienstag ein Geschäftsmann vor seinem Haus erschossen. Erst am Wochenende waren dort drei Behördenvertreter getötet worden. Die Wirtschaftsmetropole Aleppo gilt als ein Zentrum der Unterstützung von Präsident Baschar al-Assad. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf verhandelte mit beiden Seiten über eine kurze Waffenruhe, um der Zivilbevölkerung in den umkämpften Städten dringend benötigte Hilfe zu bringen. Zu den Einzelheiten wollte sich die Organisation nicht äußern.

Moralische Unterstützung für die Opposition und Druck auf Assad soll die Konferenz der Kontaktgruppe „Freunde von Syrien“ am Freitag in Tunis bringen. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, die von den USA und der Arabischen Liga unterstützte Konferenz werde zeigen, dass Assad isoliert sei. Zudem werde dem „tapferen syrischen Volk“ Hilfe angeboten. Man werde eine klare Botschaft an Russland, China und die anderen unentschiedenen Staaten senden.

Russland erklärte, es werde nicht an der Konferenz teilnehmen, weil nur die syrische Opposition, nicht aber die Regierung vertreten sei. Daher könne das Treffen kaum dazu beitragen, einen gesamtsyrischen Dialog zu beginnen und die interne Krise zu lösen. Russland schlug stattdessen die Entsendung eines UN-Gesandten nach Syrien vor, der sich dort um Sicherheitsfragen und die Verteilung von Hilfsgütern kümmern sollte.

Bereits am Donnerstag wollen sich Vertreter westlicher Staaten am Rande einer Somalia-Konferenz in London über ihr Vorgehen in Tunis abstimmen. Mit von der Partie sind neben den USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland auch Vertreter arabischer Staaten.