George Galloway düpiert die britische Labour-Partei

GROSSBRITANNIEN Bei einer Nachwahl in Bradford West gewinnt der ewige Rebell mit hohem Vorsprung

DUBLIN taz | George Galloway ist wieder im britischen Unterhaus. Der umstrittene Schotte von der Antikriegspartei Respect hat überraschend die Nachwahl in Bradford West gewonnen, die durch den krankheitsbedingten Rücktritt der Labour-Abgeordneten Marsha Singh notwendig geworden war. Er erhielt mehr als 10.000 Stimmen mehr als der Labour-Kandidat Imran Hussein. Bradford mit einem hohen asiatischen Bevölkerungsanteil ist seit 1974 eine Labour-Hochburg. Entsprechend euphorisch sprach Galloway von dem „sensationellsten Sieg in der Geschichte von Nachwahlen“.

„Respect“ steht für „Resistance, Equality, Socialism, Peace, Environment, Community and Trade Unions“, es ist ein Zusammenschluss verschiedener linker Gruppen. Bereits 2005 war es Galloway gelungen, der Labour Party den Sitz im Londoner Wahlkreis Bethnal Green abzujagen. Bei den Parlamentswahlen 2010 schnitt er dagegen schlecht ab.

Galloway war mit 15 der Labour Party beigetreten, mit 18 Jahren war er der jüngste Parteisekretär aller Zeiten, mit 27 wurde er Vorsitzender der schottischen Labour-Partei und zog mit 32 ins Unterhaus ein. 2002 besuchte er Saddam Hussein in Bagdad. Danach wurde er als Landesverräter beschimpft. Labour warf ihn raus, weil er Tony Blair und George Bush vorwarf, sie seien wie Wölfe über den Irak hergefallen. Dafür entschuldigte er sich.

Als er 2006 ins Narrenhaus „Big Brother“ einzog und bei einem Rollenspiel als Katze Milch aus der Hand der Schauspielerin Rula Lenska schlabberte, schien seine politische Karriere beendet. Labour-Chef Ed Miliband behauptete gestern, dass Galloway seinen Wahlsieg in Bradford ausgerechnet diesem Auftritt verdanke. RALF SOTSCHECK