Serienkiller steht in Malmö vor Gericht: Breiviks Vorbild

Peter Mangs soll in den Jahren 2009 und 2010 mehrere Ausländer umgebracht haben. Nun steht er in Malmö vor Gericht. Anders Breivik bezeichnet ihn als sein Vorbild.

Angeklagter Heckenschütze: Peter Mangs schweigt zu den Vorwürfen. Bild: dapd

STOCKHOLM taz | Vor einer etwas abseits gelegenen Kirche im Malmöer-Stadtteil Skrävlinge parkt ein weißer Renault. Es ist der 10. Oktober 2009. Die beiden jungen Leute im Auto, Mann und Frau, unterhalten sich, als die Schüsse fallen. Sie trifft ein Schuss in den Kopf. Er wird von Kugeln in Kopf, Brust und den linken Arm getroffen. Er kann noch die Autotür öffnen, ein paar Schritte machen, bevor er bewusstlos zusammenbricht. Als Xhafer Dani einen Monat später im Krankenhaus aus dem Koma erwacht, erfährt er, dass seine Freundin Trez tot ist.

Seit Monaten hält eine Attentatsserie die südschwedische Stadt Malmö in Atem. Die Polizei verweist auf Auseinandersetzungen im kriminellen Milieu. Trez’ Mutter ist verzweifelt. Was hat die 20-jährige Tochter mit dem kriminellen Milieu zu tun?

Es vergehen Monate, bis der Polizei endlich aufgeht, dass die Taten offenbar nicht in ihr ursprüngliches Raster passen. Viele Opfer haben keinerlei Bezug zu einem kriminellen Umfeld. Aber alle sind ausländischer Herkunft. Ein womöglich rassistischer Serientäter?

Im Schatten des norwegischen Terroristenprozesses gegen Anders Breivik beginnt am Montag in Malmö das Gerichtsverfahren gegen Peter Mangs. Im November 2010 war er nach Hinweisen aus der Bevölkerung verhaftet worden. Die Anklage wirft ihm drei vollendete und dreizehn versuchte Morde vor. Breivik hatte zu Beginn seines Prozesses den Malmö-Schützen als Vorbild für seine Taten und als „vielleicht größten skandinavischen Widerstandsmann“ vor dem 22. Juli 2011 bezeichnet.

Detaillierte Listen der möglichen Anschlagsopfer

Der Beschuldigte hat die Aussage verweigert. Die Ermittlungsakten umfassen mehr als 30.000 Seiten, über 1.000 Zeugen wurden gehört. Der Anklageschrift soll die umfassendste Polizeiermittlung seit dem Attentat auf Schwedens Ministerpräsident Olof Palme zugrunde liegen. Die Staatsanwaltschaft gibt sich sicher. Neben der Waffe habe man weitere technische Beweise. Und einen Teil der Taten habe der Angeklagte einem Psychiater und einem Mitgefangenen gestanden.

Mangs hat die willkürlich anmutenden Anschläge offensichtlich sorgfältig geplant. Auf seinem Rechner fand die Polizei detaillierte Listen über mögliche Anschlagsopfer. In einem frühen Polizeiverhör bestritt der Vierzigjährige – der viele Jahre als Jazzmusiker und Instrumentenbauer arbeitete –, ein Rassist zu sein. Er liebe afrikanische Musik und habe in einer kubanischen Band gespielt. Er sei allerdings gegen die Globalisierung und für Recht und Ordnung.

Besonders aktiv war Mangs auf der geschlossenen Internetplattform „Politisk Inkorrekt“. Die antirassistische Publikation „Expo“ kam in einer Analyse seiner Beiträge zum Ergebnis, sie zeigten ein „konspiratorisches und ausländerfeindliches Weltbild“, trügen deutlich antisemitische Züge. Er brachte Bewunderung für Hitler zum Ausdruck und gab an, die „Schwedendemokraten“ zu wählen.

Anschlagsserie erinnerte an „Lasermann“

Die Staatsanwaltschaft hält Peter Mangs nach entsprechenden Untersuchungen nicht für psychisch krank, doch leide er am Asperger-Syndrom. Aus Tagebuchnotizen gehe hervor, dass er sich für besonders begabt hält, als eine Art Übermensch sieht.

Über sich selbst schreibt Mang: „Ich glaube, es ist besser für mich, außerhalb der Gesellschaft zu stehen. Ich habe da nie reingepasst.“ Angeblich bereitet er sich auf ein Leben in der Haft vor. Laut seinem Rechtsanwalt schreibt er Musik und arbeitet an einem Buch über sein Leben.

Die Anschlagsserie in Malmö erinnert an den „Lasermann“ – einen Serientäter, der ebenfalls von Breivik als Vorbild genannt wurde und in Stockholm zwischen August 1991 und Januar 1992 mit einem Gewehr mit Laserzielgerät eine Attentatsserie auf dunkelhäutige Menschen verübte.

Als Motiv seiner Taten gab dieser John Ausonius – er verbüßt eine lebenslängliche Haftstrafe – Ausländerhass an: Er sei durch die damalige ausländerfeindliche Stimmung im Lande zu seinen Taten angestachelt worden. Der Prozess gegen Mangs soll zwei Monate dauern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.