Antisemitismus in Österreich: Strache hetzt gegen Juden

Der Chef der rechtspopulistischen FPÖ verlinkt auf Facebook einen antisemitischen Cartoon. Kritik daran weist er zurück und lässt die Karikatur verschwinden.

Mit Judenhetze auf Stimmenfang: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Bild: reuters

WIEN taz | Ein fetter Kapitalist im schwarzen Frack sitzt am Tisch und verzehrt genüsslich ein Brathuhn, das ihm ein devoter Kellner serviert. Am anderen Ende des Tisches schaut ein ausgemergelter, in Lumpen gekleideter Mann auf einen trockenen Knochen auf seinem Teller. Ein Klassiker der kapitalismuskritischen Karikatur, deren Akteure als „Die Banken“, „Die Regierung“ und „Das Volk“ ausgeschildert sind.

„So sieht die Umverteilung von Rot-Schwarz mit ihren grünen Helferlein in Wahrheit aus! Sie verteilen unser hart erarbeitetes und erwirtschaftetes österreichisches Steuergeld in Richtung der EU-Bankspekulanten“, kommentiert dazu FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache auf seiner Facebook-Seite und geißelt damit die Zustimmung der Koalitionsregierung und der Grünen zum Euro-Rettungsschirm.

Was den vergangenen Samstag verlinkten Cartoon von dem aus dem Forum hangthebankers.com abgekupferten Original unterscheidet, ist die Nase des Bankers: Statt einer dicken Knollennase trägt er eine Hakennase, wie sie in Nazipublikationen den jüdischen Untermenschen charakterisierte. Wer das noch nicht eindeutig genug findet, erkennt an den stilisierten Davidsternen auf den Manschettenknöpfen, wer gemeint ist.

Kein Wunder, dass die israelitische Kultusgemeinde in Wien sofort reagierte. Die Karikatur erinnere an das Nazihetzblatt Der Stürmer. Ein Wiener Anwalt erstattete Anzeige wegen „Verhetzung und Wiederbetätigung“.

Strache mimte die verfolgte Unschuld und postete: „Auf dem Foto ist kein Davidstern und auch kein Antisemitismuszeichen! Sind meine Gegner wirklich schon so verhetzt? Was soll der Unsinn?“ Sein Generalsekretär Harald Vilimsky faselte auf Twitter von „sternförmigen Brillanten“ und einer Hakennase, die „nicht zwanghaft als jüdisch zu interpretieren“ sei. Immer werde gegen die FPÖ die „bekannte Keule geschwungen“. Obwohl die Karikatur in den Augen der Freiheitlichen böswillig fehlinterpretiert wurde, verschwand sie wenig später von Straches Facebook-Seite und wurde durch das Original ersetzt.

Die FPÖ kämpft nach den Korruptionsskandalen in Kärnten und dem Auftreten neuer rechtspopulistischer Kräfte mit einem Umfragetief. Rechtsextreme Ausrutscher machen vor allem in den Medien Wirbel. Bei der Anhängerschaft haben sie ihr nie geschadet.

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