Waffenhersteller in der Defensive

USA Nicht nur die Politik übt nach dem Massaker von Newtown Druck auf die Waffenlobby aus, sondern auch die Wirtschaft. Anlegerfonds ziehen sich aus Waffengeschäft zurück, Aktienkurse fallen

WASHINGTON rtr | Nach dem Massaker an einer Grundschule im US-Bundesstaat Connecticut soll Vizepräsident Joe Biden die Schritte der Regierung zur Verhinderung ähnlicher Vorfälle koordinieren. Das werde Präsident Barack Obama am Mittwoch ankündigen, teilte das Präsidialamt mit. Obama hatte erklärt, er werde eine Initiative der Senatorin Dianne Feinstein für ein Verbot von Sturmgewehren unterstützen.

Daneben wächst jetzt aber auch der Druck von Anlegern und Fonds, ihr Geld nicht in Waffenfirmen anzulegen. Die Beteiligungsgesellschaft Cerberus Capital Management kündigte bereits an, den Waffenhersteller Freedom Group zu verkaufen. Freedom Group stellt die Bushmaster-Gewehre her, mit denen der Amokläufer von Newtown 20 Kinder und sechs Erwachsene an einer Grundschule tötete. Cerberus reagierte auf den Druck einiger seiner großen Anleger, vor allem des Lehrer-Pensionsfonds von Kalifornien. Die Tragödie von Newtown sei ein einschneidendes Ereignis gewesen, das der Diskussion über die Waffenkontrolle eine nie dagewesene Bedeutung gegeben habe, erklärte die Gesellschaft, die mehr als 20 Milliarden Dollar verwaltet.

Die Lobbyorganisation der Waffenbesitzer und -hersteller, die National Rifle Association (NRA), erklärte, man sei über die „schrecklichen und sinnlosen Morde“ schockiert und betrübt. Die NRA wolle einen Beitrag dazu leisten, damit so eine Tat nie wieder passieren könne. Weitere Einzelheiten wolle die Organisation auf einer Pressekonferenz am Freitag mitteilen.

Besonders wirksam könnte jetzt der Druck der Anleger werden, insbesondere der großen Fonds. So überprüft der Pensionsfonds des Staates New York (New York State Common Retirement Fund), der ein Volumen von 150,1 Milliarden Dollar hat, seine Anlagen bei Waffenherstellern, wie ein Sprecher sagte. Dasselbe gilt für den Pensionsfonds von New York City. Er erwägt den Verkauf von Anteilen an Waffenfabrikanten im Wert von 18 Millionen Dollar. Die Aktien des Herstellers Smith & Wesson fielen zeitweise um fast 10 Prozent. Nach Angaben von Vermögensverwaltern verlangen aber auch viele Privatanleger, dass ihr Geld nicht bei Waffenproduzenten angelegt wird. „Viele unserer Kunden haben Kinder oder Enkelkinder“, sagte King Lip vom Vermögensverwalter Baker Avenue Asset Management in San Francisco. Andere sprachen hingegen von einem kurzfristigen Reflex und bezweifeln langfristige Änderungen.