Aus Versehen für die Homo-Ehe

COSTA RICA Konservative Abgeordnete haben ungelesen für ein neues Ehegesetz gestimmt, das gleichgeschlechtliche Gemeinschaften rechtlich gleichstellt

SAN JOSÉ ap | Wer einem Gesetz, ohne es durchzulesen, zustimmt, bekommt womöglich etwas anderes, als er gedacht hat. Diese Erfahrung haben gerade konservative costa-ricanische Abgeordnete gemacht, die am Donnerstagabend ein Gesetz zu Ehe und damit verbundenen Rechten durchwinkten. Am Freitag merkten sie dann, dass der Text an einem entscheidenden Punkt gegenüber dem Entwurf geändert worden war: Wurde Ehe in der ersten Fassung ausschließlich als Gemeinschaft von Mann und Frau definiert, bezog sich die verabschiedete Version auf „soziale Rechte und Vorteile einer zivilen Gemeinschaft, frei von Diskriminierung“.

Als sie merkten, dass sie damit der Einführung der Homo-Ehe in dem mittelamerikanischen Land zugestimmt haben könnten, baten sie Präsidentin Laura Chinchilla, das Gesetz nicht zu unterzeichnen. Die lehnte ab und unterschrieb, womit es rechtskräftig wurde. Der konservative Abgeordnete Justo Orozco sagte, er wolle das Gesetz anfechten, weil das Gesetz gegen die Verfassung verstoße.

Die Änderung war von einem Abgeordneten der linksgerichteten Partei Frente Amplio, José Villalta, eingebracht worden. Das Gesetz sei einstimmig verabschiedet worden. „Das Problem ist, dass es Abgeordnete gibt, die nicht lesen, worüber sie abstimmen“, sagte er.

Unterdessen beantragte der Anwalt Yashin Castrill beim Verfassungsgericht, dass seine Partnerschaft mit seinem Freund im Sinne des neuen Gesetzes anerkannt wird. Homo-Ehen sind weltweit in mehr als einem Dutzend Staaten zugelassen, in Lateinamerika bisher nur in Argentinien und Mexiko.

Aus Costa Rica wird noch eine seltsame Geschichte gemeldet. Danach hat am Freitag eine 50-jährige Frau aus Costa Rica von ihrer Heilung durch Papst Johannes Paul II. berichtet. Vor zwei Jahren habe sie vor dem Bild des 2005 gestorbenen Papstes für ihre Heilung von einer lebensgefährlichen Gefäßerkrankung gebetet, sagte Floribeth Mora Día. Danach sei sie geheilt gewesen. Laut Ärzten gab es eigentlich keine Chance auf Heilung. Das Wunder ist Voraussetzung für die Heiligsprechung des Papstes.