Stichwahl zwischen Krieg und Frieden

KOLUMBIEN Rechts gegen rechtsaußen: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos muss in die Stichwahl gegen den Kandidaten seines Vorgängers. Der lehnt den Friedensprozess mit der Guerilla vehement ab

Zuluaga versprach im Wahlkampf, die Friedensverhandlungen sofort abzubrechen

BUENOS AIRES taz | In Kolumbien kommt es zur Stichwahl um das Präsidentenamt. Der rechte Präsident Juan Manuel Santos geht dabei als Zweitplatzierter ins Rennen. Am 15. Juni trifft er auf den noch weiter rechts stehenden Oscar Iván Zuluaga. Der bekam am Sonntag die meisten Stimmen. „Fakt ist, dass die Kolumbianer in drei Wochen die Wahl zwischen zwei Optionen haben. Entweder sie unterstützen die, die ein Ende des Krieges wollen, oder jene, die einen Krieg ohne Ende bevorzugen“, gab Santos noch am Sonntagabend die Richtung vor. Zuluaga gilt als Kandidat von Santos’ Amtsvorgänger Álvaro Uribe. Der lehnt die auf Kuba laufenden Friedensverhandlungen zwischen Regierung und Farc-Guerilla kategorisch ab.

Die Umfragen hatten bereits ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz eins zwischen Santos und Zuluaga vorhergesagt. Lediglich die konkreten Stimmanteile der insgesamt fünf KandidatInnen fielen etwas anders als prognostiziert aus. So erzielte Amtsinhaber Santos mit 25,7 Prozent weniger als erwartet. Dagegen holte Rechtsaußen Oscar Iván Zuluaga mit 29,3 Prozent wie vorhergesagt die meisten Stimmen und sicherte sich den ersten Platz.

Überraschend gut schnitt die linke Kandidatin Clara López mit 15,2 Prozent ab. Sie lag damit nur knapp hinter der konservativen Marta Ramírez, die 15,5 Prozent auf sich vereinte. Abgeschlagen mit 8,3 Prozent lag der grüne Kandidat Enrique Peñalosa. Die Wahlbeteiligung lag bei gerade mal 40 Prozent.

Der Wahlkampf war von einer Schlammschlacht zwischen Santos und Zuluaga geprägt. Zentrales Thema waren jedoch die auf Kuba laufenden Verhandlungen. Während Santos sich klar für den Friedensprozess aussprach, versprach Zuluaga im Fall seiner Wahl den sofortigen Abbruch.

Beide waren Minister unter dem früheren Präsidenten Álvaro Uribe. Der setzte während seiner Amtszeit von 2002 bis 2010 konsequent auf die militärische Lösung des Konflikts mit der Farc. Doch während sich Santos nach seiner Wahl zum Präsidenten 2011 davon abwandte, blieb Zuluaga bei der Stange und gilt als Uribes Marionette.

Es wird erwartet, dass zumindest Marta Ramírez von der Konservativen Partei und Clara López Santos vom linken Polo Demócratico die Wiederwahl Santos’ unterstützen werden. Offen ist, welche Empfehlung der grüne Kandidat Enrique Peñalosa geben wird. Doch ein Aufruf für Zuluaga ist unwahrscheinlich. Für Oscar Iván Zuluaga wird es deshalb in den kommenden drei Wochen darum gehen, so viele NichtwählerInnen wie möglich zur Stichwahl zu mobilisieren. JÜRGEN VOGT