Kultur zu später Stunde: Lange Nacht der Wenigen

An der Langen Nacht der Museen Ende Januar beteiligen sich nur halb so viele Häuser wie im Vorjahr. Die Winterveranstaltung soll das kuschelige Gegengewicht zum sommerlichen Großevent werden.

Die Lange Nacht der Museen am 26. Januar steht offenbar unter dem Motto "Klasse statt Masse". Rund 50 von insgesamt 170 Berliner Museen nehmen an der 22. Ausgabe des erfolgreichen Events teil. Bei der letzten Langen Nacht im August waren es rund 100. Publikumsmagneten wie das Pergamon- und das Bodemuseum sind diesmal nicht mit von der Partie, ebenso fehlen das Technikmuseum und das kleine Zuckermuseum.

Von einer abnehmenden Beliebtheit des seit elf Jahren stattfindenden Massenspektakels könne aber keine Rede sein, versichert Wolf Kühnelt, Leiter des Veranstalters Kulturprojekte Berlin. Nachdem Kultursenator Klaus Wowereit (SPD) im August zwei Lange Nächte pro Jahr garantiert habe, hätten sich die Museen auf ein neues inhaltliches Konzept verständigt, um die Marke frisch zu halten, so Kühnelt. "Im Winter soll die Lange Nacht überschaubar und kuschelig sein. Im Sommer wird es wie gewohnt eine opulente Schau im ganzen Stadtgebiet geben."

Die Teilnehmerbeschränkung hat vor allem finanzielle Gründe: Vom gleichmäßig aufgeteilten Überschuss aus der Veranstaltung hat so jedes Museum mehr. Das hilft den kleinen Häusern - und die ganz großen werden entlastet. Publikumsmagneten wie das Bodemuseum sind auf die Besuchermassen der Langen Nächte nicht angewiesen, müssen aber allein für die Bewachung mehrere zehntausend Euro zusätzlich ausgeben.

Außerdem sollen die Besucherströme so gelenkt werden, dass die Aufmerksamkeit der Vielfalt der Museen gerecht wird. "Wenige Stars wie die Nofretete stahlen den anderen Kunstwerken bisher immer die Schau", sagt Matthias Henkel, Sprecher der Staatlichen Museen zu Berlin. Deshalb begrenze man die Route geografisch auf das Gebiet zwischen Kulturforum und Dahlem. Die Besucher sollen nicht mehr Zeit in den Shuttlebussen als in den Museen verbringen. "Unser Ziel ist, die Fahrtzeiten zu reduzieren und den Kulturgenuss zu verlängern". Lange-Nacht-Erfinder Wolf Kühnelt strebt für die Winterrunde langfristig eine Route an, die man auch zu Fuß ablaufen könnte.

Die diesjährige Mitte-West-Route umspannt das Kulturforum, den Lustgarten mit Altem Museum und Berliner Dom, das Mitte-Museum und das Museum der Unerhörten Dinge in Schöneberg ebenso wie die Dahlemer Museen. Die Museumsinsel liegt außerhalb, auch das Haus der Kulturen der Welt. Nicht schlimm, findet Sprecher Yven Augustin: "Wir haben ohnehin keine aktuelle Ausstellung, die zum Thema 'Zeit' passt."

Mit dieser thematischen Klammer geht ein neues Auswahlverfahren einher. Bisher reichte das Interesse der Museen für die Teilnahme, nun behält sich das Auswahlkomitee vor, nur Museen mit passender thematischer Ausrichtung einzuladen. Das Anne-Frank-Zentrum in Mitte äußerte sich überrascht darüber, nicht mit von der Partie zu sein. Das Museum habe nicht rechtzeitig Vorschläge eingereicht, sagte Lange-Nacht-Chef Kühnelt. Das Holocaust-Mahnmal habe aus Termingründen abgesagt. Das Technikmuseum verzichtete bewusst auf die Teilnahme. Angesichts schlechter Anbindung an die Buslinie und niedriger Besucherzahlen im letzten Jahr setze man aus, sagte Sprecherin Gitta Döring. "Wir versuchen es lieber mit einem Tag der offenen Tür im Juli, aber im August sind wir bei der Langen Nacht wieder dabei."

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