BVG-Streik: Bei der BVG bahnt sich was an

In den Tarifkonflikt bei der BVG kommt Bewegung: Gewerkschaft und Arbeitgeber kommen zu Gesprächen zusammen, die länger dauern als geplant. Beide Seiten signalisieren Einigungswillen.

Seit acht Tagen wird die BVG bestreikt: Jetzt wird endlich verhandelt Bild: DPA

Im BVG-Streik kommen die Tarifparteien einer Einigung näher. Am Rande eines Gesprächs zwischen der Gewerkschaft Ver.di und dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) teilte Ver.di-Gewerkschaftssekretär Lothar Andres am Mittwoch mit, die Arbeitgeberseite habe ein neues Angebot vorgelegt. "Wir sehen einen Schritt in unsere Richtung", sagte er. Über Details wollte er nicht sprechen. "Wir wollen alles versuchen, zu einem annehmbaren Ergebnis zu kommen." Das sei "möglich", werde aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Einen Zeitpunkt, zu dem im Fall einer Einigung Busse und Bahnen wieder rollen könnten, nannte Andres nicht. "Der Arbeitskampf wird nicht ausgesetzt", betonte er.

Ursprünglich wollten die Tarifparteien nur zu einem einstündigen Sondierungsgespräch zusammenkommen. Daraus wurden mehrstündigen Verhandlungen, die bei Redaktionsschluss noch nicht beendet waren. Auch das zuletzt gereizte Klima zwischen den Tarifparteien hat sich offenbar verbessert. "Wir haben keine Schärfe zwischen den Verhandlungsparteien", sagte Andres über den Umgangston. Ver.di-Verhandlungsführer Frank Bäsler sagte, er glaube daran, dass die Arbeitgeberseite "ernsthaft" verhandle. KAV-Sprecherin Mona Finder wertete es als "positiv, dass die Parteien überhaupt zusammengekommen sind". Das demonstriere den Willen zu einer Lösung.

Das sind neue Töne im Vergleich zu den Aussagen der vergangenen Tage. Das letzte Angebot der Arbeitgeberseite hatte die Gewerkschaft am Montag noch schäumend als "Provokation" zurückgewiesen. Die neue Gesprächsbereitschaft mag auch auf zunehmenden Frust in der Belegschaft zurückgehen. Rund 100 BVGler, die sich am Mittwoch vor dem Charlottenburger Sitz der KAV zusammengefunden hatten, zeigten zwar trotzige Zuversicht, und es hieß, die Stimmung sei gut, die angespannten Gesichter erzählten jedoch eine andere Geschichte. "Wir halten noch durch", sagte ein Busfahrer in blauer Uniformjacke. Und eine Frau im Ver.di-Plastikleibchen fügte hinzu: "Wir können jetzt nicht aufhören, sonst ist ja alles umsonst gewesen."

Michael Onnasch von der Ver.di-Betriebsgruppe der Charité war zu einem Solidaritätsbesuch vorbeigekommen. Für ihn eine Selbstverständlichkeit, denn "die Kollegen hier sind zum Knirschen angespannt". Die Berliner Bevölkerung zeige sich zwar noch geduldig, aber das Verständnis lasse nach. Ver.di-Sprecher Andreas Splanemann, der sich zu den Streikenden gesellt hatte, sah das ähnlich: "Ist doch klar, dass der Streik den Leuten auf den Senkel geht", sagte er. "Das lässt ja keinen kalt hier." An den Nerven der BVGler zerrt vermutlich auch, dass gewerkschaftlich nicht organisierte Fahrer zunehmend darauf drängen, den Nahverkehr wiederaufzunehmen.

Für die rund 12.000 Beschäftigten der BVG und deren Tochter Berlin Transport fordert Ver.di Gehaltserhöhungen von bis zu 12 Prozent, mindestens aber 250 Euro brutto monatlich mehr. Das bisherige Angebot der Arbeitgeber sah für die Neubeschäftigten ein Plus von 6 Prozent bis 2010 in zwei Stufen vor. Die Altbeschäftigten sollten ab Juli 2008 1 Prozent und ab Januar 2010 weitere 0,5 Prozent mehr erhalten.

Am heutigen Donnerstag beschäftigt die Tarifauseinandersetzung auch das Abgeordnetenhaus. Das von den Regierungsfraktionen beantragte Thema lautet "Sprachlosigkeit im Tarifkonflikt überwinden". Die Oppositionsfraktionen von CDU und FDP werfen Rot-Rot vor, die Situation eskalieren zu lassen und an der "Streikfront" zu versagen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.