Flügge als UN-Richter

Exjustizstaatssekretär Christoph Flügge wird neuer Richter des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag

Der vor gut einem Jahr entlassene Berliner Justizstaatssekretär Christoph Flügge (61) soll neuer Richter des Kriegsverbrechertribunals für das frühere Jugoslawien in Den Haag werden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon schlug Flügge als Nachfolger für Wolfgang Schomburg vor, der zum 1. November aus dem Amt scheidet. Der UN-Sicherheitsrat unterstütze den Vorschlag, teilte Bans Sprecherin Michèle Montas am Dienstag in New York mit.

Der Jurist Christoph Flügge hat sich vor allem als Experte für den Strafvollzug und durch sein Bekenntnis zur Liberalität einen Namen gemacht. „Selbst der Straftäter, und sei er der übelste, hat noch eine Menschenwürde. Wir müssen also so mit ihm umgehen, wie wir unsererseits von ihm ein Verhalten erwarten würden“, brachte der heute 61-Jährige mit SPD-Parteibuch sein Credo einmal auf den Punkt.

Seit 1989 leitete Flügge die Abteilung Strafvollzug in der Berliner Senatsverwaltung für Justiz. Auch als Staatssekretär blieb er von 2001 an für den Strafvollzug zuständig, bis er im Februar 2007 zur Überraschung des gesamten Berliner Justizapparats von der neu berufenen Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde.

Flügge war seinerzeit die „Medikamentenaffäre“ im Gefängnis Moabit zum Verhängnis geworden. In der Strafanstalt hatten mehrere, mittlerweile verurteilte Justizbedienstete über längere Zeit Medikamente unterschlagen. Eine Untersuchung brachte Missstände in der Arzneimittelversorgung ans Tageslicht. Die Justizsenatorin begründete die Entlassung ihres Staatssekretärs mit unterschiedlichen Positionen bei der Aufklärung des Skandals. Belastend dürfte auch gewesen sein, dass seine Frau damals als leitende Anstaltsärztin in Moabit tätig war.

Sein Amtsvorgänger in Den Haag, Wolfgang Schomburg, war 2001 der erste deutsche Richter, der an ein UN-Tribunal berufen wurde. Der Strafgerichtshof ist auch für den kürzlich festgenommenen ehemaligen bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić zuständig. DPA