Kommentar: Alkoholverbot: Erwachsene sind schlechte Vorbilder

Es hilft nichts, Alkohol auf öffentlichen Plätzen zu verbieten, wenn man nebenan auf Bierfesten entsprechend feiert.

Die Zahlen sind übel: Über 1.200 alkoholisierte Jugendliche wurden 2008 in Berlin von der Polizei aufgegriffen. 335 Kinder mussten deswegen ins Krankenhaus. Immer jünger wird der trunkene Nachwuchs, der Komasuff zum Freizeitspaß. Ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen scheint folgerichtig.

Aber: Dürfen die Jugendlichen nicht mehr in der Öffentlichkeit trinken, trinken sie eben woanders. Zu Hause oder an Kiosken oder Bars, die allzu häufig auch an Milchgesichter Hochprozentiges ausschenken. Ein Verbot wäre ein Kampf gegen die Auswüchse jugendlichen Kampfsaufens, nicht gegen dessen Ursachen. Es ist die "Coolness" der Alkohol trinkenden Großen, die auch die Kleinen für sich reklamieren wollen.

Die Biermeile hat gezeigt, wie unsinnig Alkoholverbote in der Öffentlichkeit sind, wenn sich Tausende auf einem Fest treffen, um sich den Kopf zuzuknallen. Hier werden Freizeit und Betrinken in eins verschmolzen, hier wird der Exzess über den Genuss erhoben. Und hier wird bestimmt nicht der verantwortungsvolle Umgang mit Alkohol vorgelebt. Solange die Alten ihre Freizeit mit Sauftouren füllen, werden die Kinder nicht zu gesitteter Zurückhaltung neigen.

Es klingt nicht so knallig wie ein Verbot: Aber aufklärende Prävention, Freizeitangebote, die vom Trinken fernhalten, und Erwachsene, die Alkohol als Genussmittel vorleben - das könnte helfen. Foto: Amélie Losier

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Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort, seit 2014. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Bis 2014 vier Jahre lang Teil des Berlin-Ressorts der taz. Studium der Publizistik und Soziologie.

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