… Walter Momper?
: Nach vollendeter Einheit abtreten

Irgendwann ist auch mal gut. Das weiß selbst Walter Momper. „Ich will ja nicht auf dem Präsidentenstuhl sterben“, hat der langjährige Präsident des Abgeordnetenhauses der Bild gesagt und kündigte an, bei der Wahl 2011 nicht nochmals zu kandidieren.

Damit geht eine über 30-jährige SPD-Karriere zu Ende – von der allerdings kaum mehr als die berühmten 15 Minuten im Gedächtnis bleiben werden. Die allerdings hatten es bei dem heute 65-Jährigen in sich. Denn als am 9. November 1989 die Mauer fiel, war Momper Regierender Bürgermeister von Berlin (West) – und somit so wichtig, dass bis heute alle wissen, wer dieser Mann mit dem roten Schal war.

Alles andere ist egal. Dass er mit 29 Jahren Berlins jüngster Abgeordneter war – irrelevant. Seine langen Jahre als Fraktions- und Landeschef der SPD – vergessen. Dass er Chef der ersten rot-grünen Senats war, den er zudem mehrheitlich mit Frauen besetzte – nur eine Randnotiz. Dass er 1990 die besetzten Häuser in der Mainzer Straße räumen ließ und so seine rot-grüne Koalition zum Platzen brachte – interessiert allenfalls linksradikale Historiker. Dass er mit seiner erneuten Spitzenkandidatur 1999 grandios scheiterte – wird gern verschwiegen. Dass er in den neun Jahren als Abgeordnetenhauspräsident mehr belächeltes Parlamentsmaskottchen denn Respektsperson war – wird nur geflüstert. Nicht einmal, dass er sich am 1. Mai dieses Jahres bei einem Besuch im sonnigen Wien dermaßen die Glatze verbrannte, dass er drei Wochen nicht mehr zur Arbeit kam, wird das historische Bild von Walter Momper prägen.

Ein Detail aber sollte tatsächlich noch in die Geschichtsbücher: Mompers Nebenjob als politiknaher Bauentwickler. Als solcher hat er sich schon vor zehn Jahren entscheidend für eine Ikea-Filiale an der Landsberger Allee eingesetzt, für die im Mai dieses Jahres endlich der Grundstein gelegt wurde. 20 Jahre nach dem Mauerfall bekommt der schwedische Möbelhändler seine erste Filiale auf dem Gebiet der einstigen Hauptstadt der DDR. Dank Momper. Er hat zusammengeschraubt, was zusammengehört. Die Einheit von Ost und West, von Politik und Baugewerbe ist vollendet. Berlin, nun freue dich! GA Foto: ap