Kreuzbergs Zukunft steht auf dem Spiel

Die südliche Friedrichstadt soll zur City werden

VON UWE RADA

Ob man es will oder nicht: Die südliche Friedrichstadt, einst das Aschenputtel Kreuzbergs, ist längst City-Erweiterungsgebiet. Dafür stehen nicht nur die 50 Galerien, die dort entstanden sind. Auch der Investitionsdruck auf die freien Flächen ist immens. Der Frage nach der Vergabe der Flächen am ehemaligen Blumengroßmarkt kommt daher eine entscheidende Rolle für die Zukunft des Quartiers zu.

Das gilt auch für die soziale Entwicklung. Noch gibt es zwischen Checkpoint Charlie und Mehringplatz eine wilde Mischung aus Sozialwohnungen, Hotels, Bildungseinrichtungen, Galerien, Architektenbüros, Trödelgeschäften und einem der größten Arbeitgeber Berlins, der Agentur für Arbeit. Sollten die Berliner Großmarkt GmbH und Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) das alte Großmarktrevier aber zum Höchstpreis vergeben, geriete die Mischung unter Druck. Dann würde die City bald bis zum Mehringplatz reichen.

Hoffen auf Wahlkampf

Zu Recht schlägt der Bezirk deshalb Alarm. Im Februar haben Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer (SPD) und der Liegenschaftsfonds eine neue „Liegenschaftspolitik“ angekündigt. Doch der neue Leitsatz – mehr Stadtentwicklung, weniger Geld – muss auch für den Koalitionspartner Linkspartei gelten. Wie gut für Kreuzberg, dass bald Wahlkampf ist.

Natürlich birgt auch ein Kunst- und Kreativquartier die Gefahr von Aufwertung und Verdrängung. Noch größer wird sie aber sein, wenn die Entwicklung nicht von den Akteuren vor Ort begleitet, sondern irgendwelchen Investoren von Hotels, Lofts und Büros überlassen wird.