Hetzer, der nach der Macht greift

PORTRÄT Der holländische Rechtsaußen Geert Wilders ist mit ausländerfeindlichen Parolen erfolgreich

Geert Wilders lebt gefährlich. Seine Wohnung, deren Adresse wie ein Staatsgeheimnis gehütet wird, verlässt er nie ohne Leibwächter. Er hat viele Feinde, vor allem unter radikalen Muslimen. Der 1963 in Venlo an der Grenze zu Deutschland geborene Versicherungskaufmann und studierte Rechtswissenschaftler hat in diesem Jahr mit ausländer- und muslimfeindlichen Parolen erhebliche Wahlerfolge in den Niederlanden errungen.

„Wir werden die Niederlande zurückerobern von der linken Elite, die immer noch an den Islam, an Multikulti, an den Unsinn von Entwicklungshilfe und den europäischen Superstaat glaubt“, rief Wilders im März, als seine Partei für die Freiheit (PVV) bei den Kommunalwahlen in Den Haag zweitstärkste politische Kraft wurde.

Seine Ideen werden bei den Holländern immer populärer. Bei den Parlamentswahlen am 9. Juni stieg seine PVV zur drittstärksten Partei der Niederlande auf. Nun sind Wilders’ Anhänger mit 24 statt zuvor 9 Abgeordneten im Parlament vertreten. An ihrer Stärke scheiterten bis jetzt alle Versuche zu einer Regierungsbildung im Nachbarland, weil bisher niemand mit der rechtsradikalen Partei des Islamgegners zusammenarbeiten will.

Zwei von Wilders’ Vorbildern wurden von Attentätern umgebracht: Pim Fortuyn, der schillernde schwule Professor der Rotterdamer Erasmus-Universität, der mit seiner Partei Leefbar Nederland den Multikultistaat bekämpfte, und Theo van Gogh, der Regisseur und Satiriker, der es wagte, den Islam öffentlich als rückständig zu geißeln.

Oft verweist Wilders auf van Goghs Mörder Mohammed Bouyeri, einen in Amsterdam geborenen Sohn marokkanischer Einwanderer, um seine Kernthesen zu bekräftigen: Mit Leuten, die dem Islam „verfallen“ seien, könnten christliche oder jüdische Holländer nicht friedlich zusammenleben. Deshalb müsse man die Einwanderung von Muslimen, die „Islamisierung“ der Niederlande stoppen.

Trotz aller Gefahren für sein Leben werde er immer wieder seine Stimme erheben, sagt Wilders, der aus einer katholischen Familie stammt, sich aber als Atheist bezeichnet. Erklärtermaßen will der Sohn eines niederländischen Vaters und einer aus der früheren Kolonie Niederländisch-Indien (Indonesien) stammenden Mutter Ministerpräsident werden. Er wolle die Niederlande in eine Zukunft führen, in der sich Arbeit wieder lohnen, das Tragen islamischer Symbole in der Öffentlichkeit verboten sein werde und Immigranten nicht mehr Sozialhilfe fürs Nichtstun bekommen würden.

Zu den Ausländern, für die er keine großen Sympathien hat, gehören übrigens auch die Deutschen. (dpa)