Pioniere ohne Mut

Tempelhof braucht einen klugen Kopf

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Kampfsport-Tempel, elektronische Rennwägelchen oder Drachenstationen? Man darf angesichts der 25 Wettbewerbsergebnisse schon die Frage stellen, welche Pionierleistung hinter den Raumprogrammen für das Tempelhofer Flugfeld steckt. Waren die Projekte für die Zwischennutzung des Areals noch angekündigt als Konzepte im Kontext innovativer, sozialer und nachhaltiger Stadtentwicklung, so sind die Resultate entmutigend.

Eine Leitidee für die Zukunft des Parks fehlt, eine Perspektive für Tempelhof bietet das Sammelsurium aus Freizeit-, Kultur- und Kommerzangeboten kaum. Und Reibungsflächen zwischen Ort und Projekt – wie sie bei der Zwischennutzung des Palastes der Republik thematisiert wurden – hat man vermieden. Fast alles, was Tempelhof heute ausmacht, ist immer noch besser als diese sogenannten Pionierleistungen. Schade.

Verfahren bündeln

Zugleich macht dieses Verfahren erneut deutlich, wie kopflos das Land Berlin im Umgang mit der Riesenfläche agiert. Ein Wettbewerb jagt mittlerweile den nächsten, ein Vorschlag löst den nächsten ab. Der Regierende Bürgermeister hat so seine Vorlieben auf dem Gelände, die Senatsbaudirektorin die ihren, und Senatorin Junge-Reyer träumt vom Centralpark mit Stadtkanten. Gestern Freiraum, Springreitturnier-Platz oder Loveparade-Ersatzfläche, heute Eierlauf-Spielplatz, morgen Gartenbauausstellung und Baufelder. Es wird einem schwindelig!

Schlecht ist ein Brainstorming nie. Doch in Tempelhof verliert man im Larifari den Überblick. Es wäre nötig, dass die Stadtentwicklungsverwaltung die Verfahren zu steuern beginnt und deutlich macht, in welchem Zusammenhang die Ideen stehen. Und sie muss sagen, wohin die Reise geht, sonst machen wir nicht mit.