… DIE CHRISTIANSENKUGEL?
: Nach Babelsberg rollen

Nichts ist so alt wie die Zukunft von gestern. An der Budapester Straße, etwa in der Mitte zwischen Elefantentor und dem alten „Wohlthat“, ist die Zukunft rund und blau und leer – und sie sieht tatsächlich ganz schön alt aus. Jetzt wird sie demontiert, die Kinokugel am Bikinihaus, die dank einer jahrelangen prominenten Mieterin auch als „Christiansenklops“ in die Annalen der temporären Wahrzeichen Berlins eingehen wird. Spätestens an Heiligabend sollen die einzigen Kugeln rund um den Zoo in den Weihnachtsbäumen hängen.

Grund für das Verschwinden des angejahrten Hohlkörpers: Das auch nicht mehr ganz frische, aber denkmalgeschützte Bikinihaus wird von der Bayerischen Hausbau bis Ende 2012 zum supertoppen Hotel-Einzelhandel-Büro-Gastronomie-Tempel umgemodelt bzw. „revitalisiert“, wie es auf der Website des Immobilienentwicklers heißt. Und für das anvisierte „architektonisch vielfältige Objekt“ wäre die abgerockte blaue Hülle viel zu Eighties.

Das spätere „Globe City Studio“ – das auf dem sonntäglichen Kameraflug durch Sabine Christiansens Show viel größer wirkte als in echt – beherbergte anfangs ein 360-Grad-Kino, in dem ein Machwerk namens „Destination Berlin“ lief, das die Mietkosten nicht einspielte. Auch nicht richtig erfolgreich war die Nutzung als Junge-Leute-Tanzlokal. Ab Januar 1998 sendete dann die Talkmasterin aus der Kugel, bis zum Ende ihres Formats im Jahr 2007 (das Schönste an der Location: Man konnte auch im Rest der Republik durch den Blick aus Christiansens Fenster immer den Belaubungsgrad der Breitscheidplatzplatanen kontrollieren).

Aber kein Nostalgiker muss sich die Kugel geben: Das gestrig-visionäre Stückchen Architektur wird nicht geschreddert. Es wird, im Filmpark Babelsberg wiederaufgebaut, dort seinen Ruhestand verbringen – als Kino, wie früher. CLP Foto: Archiv