Flughafen-Desaster: "Das wird ein Millionengrab"

Der Flughafenkritiker Frank Welskop über falsche Prognosen und politische Fehlentscheidungen, die zu der verspäteten Eröffnung führten

Mit Billigfliegern, so Kritiker Welskop, kann man einen Flughafen nicht finanzieren. Bild: dpa

taz: Herr Welskop, Sie kritisieren den Flughafenbau seit Jahren. Haben Sie die Verschiebung der Eröffnung erwartet?

Frank Welskop: Das hat sich bereits seit Längerem abgezeichnet. Offiziell heißt es nun: Es liegt am Brandschutz.

Das ist nicht das Problem?

Nicht das einzige. Es gibt Hinweise, dass die Bauarbeiten auch in anderen Bereichen in Verzug waren. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass viel zu wenige Check-In-Schalter verfügbar sind und da noch vor der Eröffnung angebaut werden muss. Die Schallschutzmaßnahmen für die Anwohner sind erst zu einem Bruchteil umgesetzt – sie sind aber laut Planfeststellungsbeschluss vorgeschrieben, damit der Flughafen in Betrieb gehen kann. Die Anwohner haben geklagt, und sie haben recht bekommen. Bei einem solchen Projekt ist das ein Skandal. Aber die wirklichen Probleme werden erst beginnen, wenn der Flughafen tatsächlich eröffnet.

ist Sprecher der Bundeskontaktstelle Luftverkehr der Grünen Liga Berlin. In seinem umstrittenen Buch "BBI - Ein neuer Bankenskandal" und auf seinem Blog www.frank-welskop.de hat er die wirtschaftlichen Perspektiven des neuen Flughafens kritisiert.

Weshalb?

Weil sich dann zeigen wird, dass der Flughafen wirtschaftlich überhaupt nicht tragbar ist. Deutschland hat zwei internationale Drehkreuze, in Berlin wird kein drittes entstehen. Schon weil Berlin dazu gar nicht die Voraussetzungen hat. Die wirtschaftlichen Berechnungen basieren auf völlig falschen Prognosen. Man ist da von Umsatzsteigerungen ausgegangen, die so nie eingetreten sind.

Berlin hat steigende Fluggastzahlen …

Das schon, aber die Umsätze pro Fluggast sind unglaublich niedrig und fallen weiter: In Berlin lag der Umsatz 2011 bei 10,9 Euro pro Person – der Durchschnitt der internationalen deutschen Flughäfen liegt bei 25 Euro! Sechzig bis siebzig Prozent der Flüge am neuen Flughafen sollen Billigflüge sein. Aber Billigflüge sind ein Verlustgeschäft, damit kann man keinen Großflughafen finanzieren. Große Drehkreuze finanzieren sich über die Businessclass und Frachtflüge. Beides wird der neue Berliner Flughafen nicht haben.

Warum wurde der Flughafen dann dennoch als internationales Drehkreuz konzipiert?

Die Politik wollte ihr Prestige-Projekt, und sie hat es gegen alle Widerstände durchgedrückt. Auf Kritik oder Fakten wurde keine Rücksicht genommen. Zum Beispiel der Standort: Es hätte bessere Standorte gegeben, die Nachtflüge erlaubt hätten, aber der damalige Bürgermeister Diepgen wollte einen Flughafen nah an Berlin. Die Berliner sollten quasi in Pantoffeln zum Flieger gelangen können. Nun wird allein die Verschiebung der Eröffnung Unmengen kosten. Aber dabei wird es nicht bleiben. Der Flughafen wird ein Millionengrab.

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