Hells Angels debattiert: Innenausschuss abgerockt

Polizeichefin informiert über Infopanne bei Razzia. Innensenator nennt Rocker "Schwerstkriminelle". Motiv für Attentat auf Angel-Chef nebulös

"Hells Angels"-Sprecher "Django" am Freitag auf der Pressekonferenz der Rocker. Bild: dapd

Es war der parlamentarische Schlusspunkt vor der Sommerpause. Am Freitagabend traf sich der Innenausschuss zu einer Sondersitzung, um sich über den jüngsten Trouble mit Berliner Rockern informieren zu lassen. Innensenator Frank Henkel (CDU) erklärte, die Rocker hätten zuletzt mehrfach bewiesen, dass sie „Schwerstkriminelle“ seien.

Die Sondersitzung kam auf Druck der Opposition zustande. Die klagte, von den Sicherheitsbehörden nicht ausreichend über die Vorfälle informiert zu werden. Am Sonntag war der Chef der Berliner „Hells Angels Nomad“, André S., von einem Unbekannten lebensgefährlich niedergeschossen worden. Kurz zuvor hatte Henkel das Charter der „Hells Angels Berlin City“ verboten. Die Gruppe hatte sich allerdings schon selbst aufgelöst, weil sie von der Razzia wusste.

Wer die Info weitergab, wurde auch am Freitag nicht geklärt. Die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers sagte, neben Polizisten habe auch ein großer Kreis von Mitarbeitern in Senats- und Bundesverwaltungen von dem Einsatz gewusst. Hinweise, dass dort jemand die Information an direkt die Rocker weitergegeben habe, gebe es nicht.

Vielmehr, so Koppers, sei es am wahrscheinlichsten, dass Polizisten die Information einem Journalisten von Spiegel Online weitergegeben hätten. Dieser hatte einen Tag vor dem Verbot von dem geplanten Polizeieinsatz berichtet. Eine Bitte der Polizei, den Artikel nicht zu veröffentlichten, habe dieser abgelehnt – mit dem Verweis auf zwei Quellen innerhalb der Polizei. Koppers nannte die Info-Weitergabe „unverantwortlich und strafrechtlich relevant“. Künftig werde man die Einsatzplanung noch strenger geheim halten.

Henkel nannte den Verrat „schlimm“. Das Verbot sei dennoch ein Erfolg. Henkel kündigte an, man werde nicht nachlassen, die Rocker weiter unter Druck zu setzen. Das Verbot habe bereits für Unruhe in der Szene gesorgt.

Die Adressierten luden bereits vor dem Ausschuss zur Pressekonferenz. Hells-Angels-Sprecher Rudolf "Django" Triller äußerte sich dort zu den Schüssen auf den „Nomads“-Chef André S. Triller schloss aus, dass der Schütze aus den eigenen Reihen kommt. „Das Motiv der Tat ist nicht clubintern, wir haben nicht die leiseste Ahnung, wer dahintersteht.“ Triller sagte, der Angeschossene sei aus dem Koma erwacht und könne bereits wieder laufen.

André S. liegt weiter im Virchow-Krankenhaus im Wedding. Neben Beamten bewachen auch Rocker ihren Boss. Letztere versuchten zuletzt, Bierbänke und Partyzelte vor dem Krankenhaus aufzustellen – die Polizei unterband das und verteilte Platzverweise. Inzwischen ermittelt eine Task Force aus zehn Staatsanwälten zu den Rockerstraftaten.

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