Kultur: Auf Löchern gebaut

In der Staatsoper steht das Grundwasser. In drei Jahren, so Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, werde das wohl behoben sein - und die Oper endlich wiedereröffnen.

Die Stuckdecke des Zuschauerraums der Staatsoper. Bild: DPA

Noch reiht sich Loch an Loch, wo sich aus vielen Baugruben irgendwann, möglicherweise, eine neue „historische Mitte“ Berlins erheben wird. Eines der Löcher gehört der Deutschen Staatsoper. Es ist die Grube für ein logistisch und technisch komplexes Unternehmen: Ein unterirdisches Bauwerk soll hier entstehen, das das Haupthaus der Oper mit dem Gebäude verbindet, in dem Intendanz und Probenzentrum untergebracht sind. Dann müssen Kulissen und Requisiten nicht mehr wie früher üblich mit kräftigen kleinen Traktoren über die Straße gefahren werden – sondern können deutlich entspannter unterirdisch transportiert werden.

Für den Opernbetrieb bedeutet die bauliche Erweiterung eine grundlegende Änderung: In der bisherigen räumlichen Situation war kein Repertoirebetrieb möglich, bei dem täglich eine andere Inszenierung gezeigt wird. Anders als die beiden anderen Berliner Opernhäuser konnte die Staatsoper Produktionen nur blockweise spielen, weil ein ständiger Auf- und Abbau nicht machbar war.

Seit Ende 2010 wird das Staatsoperngebäude grundsaniert und umgebaut. Der neu entstehende Erweiterungsbau unter der Erde ist nur ein Teil der Großbaustelle, als die das Renommierhaus sich derzeit – und noch ziemlich lange – präsentiert. Im Mai nämlich hatte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bekanntgegeben, dass man überraschend auf unterirdische Pfahlbauten gestoßen sei, die den Umbau weiter verzögerten und zur zweiten Verschiebung des Termins zur Wiedereröffnung führten. Als neuer Termin ist nun der 3. Oktober 2015 angekündigt. Darüber war nicht nur die Opernleitung „not amused“, wie Kulturstaatssekretär André Schmitz es ausdrückt; auch Kulturpolitiker zeigten sich besorgt.

Gestern nun tagte der Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses. Auf der Tagesordnung: Der Stand der Bauarbeiten in der Staatsoper. Zu diesem Anlass hatte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher eine Baustellenführung für die Abgeordneten organisiert, um am Objekt erläutern zu können, mit welchen Problemen man es zu tun hat.

Innerhalb des Objekts ist vor allem deutlich zu sehen, dass auch das alte Gebäude der Staatsoper auf einem Loch steht. Denn unter allen Gebäudeteilen wird die Bodenplatte komplett erneuert, um das Haus von unten zu stabilisieren. In der Staatsoper steht deshalb das Grundwasser. Das macht gerade gar nichts – im Gegenteil, kühlt es doch herrlich.

Doch um eine wirklich dichte Bodenplatte zu bauen, wird man wegen der überraschend aufgefundenen Holzpfähle mit der untersten Schicht des Fundaments tiefer gehen müssen als ursprünglich geplant. Sie wird nun überall doppelt so dick – drei statt eineinhalb Meter. Auch innerhalb des Gebäudes gab es ungeplanten Mehraufwand. So musste etwa ein wesentlich größerer Teil des alten Mauerwerks ersetzt werden als geplant.

Fragen, was das alles an Mehrkosten bedeute, beantwortete Lüscher nicht. Bis Anfang November werde sie Zahlen nennen, versprach die Baudirektorin nur. Bis dahin werde man genau wissen, wie man die aufgetretenen Probleme technisch löse und könne dann genauer kalkulieren.

Was den nunmehr geplanten Eröffnungstermin 2015 betreffe, sei sie jedoch „sehr zuversichtlich“. Probleme und Verzögerungen am Bau seien ganz normal und nichts, worüber man sich grundlegend beunruhigen müsse. Der Vertreterin der Linkspartei, die hartnäckig nachfragte, wie viele Arbeiter denn nun genau auf der Baustelle beschäftigt seien, versprach Lüscher ebenfalls baldige Auskunft

Sicherlich hätte die Senatsbaudirektorin bei ihrer Führung auch gern mehr gezeigt als verschiedene Löcher im Boden und die Stuckdecke der Staatsoper vor ihrem Abbau. Sensationeller wird es, wenn dann irgendwann dieselbe Decke vorgeführt werden kann – wenn sie, frisch restauriert, viereinhalb Meter höher aufgehängt sein wird als bisher. Das ist aber noch eine kleine Zukunftsmusik.

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