Goethe ist sauer

ARBEIT Freie Mitarbeiter des Kulturinstituts gehen auf die Straße

„Wir sind Goethe“, schallt es am Freitagmittag über die Neue Schönhauser Straße. Vor dem Goethe-Institut demonstrieren rund 50 freie Lehrkräfte für bessere Arbeitsverhältnisse. Viele tragen Goethemasken, einige sogar Perücken. „Fair statt prekär“, steht auf einem Plakat. Die Nachricht ist deutlich: Sie wollen dazugehören. „Wir stellen 80 Prozent der Mitarbeiter des Goethe-Instituts in Berlin und werden komplett übergangen“, kritisiert ein freier Mitarbeiter.

Für gleiche Arbeit erhielten die freien Mitarbeiter des „Goethe“ oft viel weniger Gehalt als festangestellte, erklären die Protestierenden. Außerdem zahle der Arbeitgeber keine Beiträge zur Sozialversicherung und biete keine anderen sozialen Leistungen wie Urlaubsgeld. Ein freier Mitarbeiter werde nur nach den Kursen bezahlt, die er gibt, somit habe er immer höchstens für zwei Monate Arbeit. „Ein Kurs im Juli heißt Arbeit im Juli. Im August kann das schon wieder anders aussehen“, berichtet einer, „und manche von uns arbeiten hier schon seit 13 Jahren“.

Mehr Gleichberechtigung

Die Demonstranten fordern tarifliche Vereinbarungen und Beiträge des Arbeitgebers zur Sozialversicherung. „Wir fordern nicht, dass wir alle fest angestellt werden, darunter würde das Institut zusammenklappen. Aber wir fordern ein bisschen mehr Sicherheit“, stellt ein Demonstrant klar. Außerdem gehe es darum, als gleichberechtigte Mitarbeiter angesehen zu werden: In Entscheidungen oder interne Abläufe werde man bislang überhaupt nicht einbezogen.

Auch in München, wo die Institutszentrale angesiedelt ist, und in Düsseldorf soll es in den kommenden Tagen Demonstrationen für bessere Arbeitsverhältnisse geben.

BENJAMIN ZIMMERMANN