Der Berliner Bischofssitz ist Supersparer

BESCHEIDENE KATHOLIKEN

Sogar die Bettlerin hat nach zehn Minuten vor dem Portal der Sankt-Hedwigs-Kathedrale kapiert, dass am Berliner Bischofssitz am Bebelplatz nichts zu holen ist. Während Deutschland, ach was, die Welt über den Limburger Bischof Tebartz „31 Mios“ van Elst lästert, pflegt die Berliner Filiale die Selbstkasteiung.

Vielleicht liegt’s am Bombasto-Dom der Protestanten 500 Meter weiter. Und der Erkenntnis: Wir sind eine Minderheit. Ein neues Alleinstellungsmerkmal musste her – hallo Bescheidenheit. Und zwar seit genau 50 Jahren, als der Wiederaufbau fertig war: Schon im Eingang riecht es protestantisch, Überweisungsscheine liegen rum, die Kirchenbänke wirken wie sprödes dänisches Design, und Gold findet sich innen nur als Rand rings um die Kuppel. Der katholische Glanz-und-Gloria-Protz wurde weggebombt. Was davon übrig blieb und noch dazukam, eine diamantanbesetzte Bibel etwa, haben sie ins Souterrain verbannt, yes, in den Keller.

Das Umfeld passt: Der Bau verschwindet hinterm roten Opern-Bauzaun, drumrum kreisen vier Kräne, und die Straße, an der die Kathedrale liegt, ist Understatement at its best: die kurze Gasse „Hinter der katholischen Kirche“.

Für den Sitz des Erzbistums, 400 Meter entfernt, haben sie genommen, was da war: die Ex-„Kranken-Heil-Anstalt der Grauen Schwestern von der Hl. Elisabeth“. Klinisch-weiße Backsteine, neben Plattenbauten und Townhouses. Dass das Erzbistum selbst vor zehn Jahren, als es seine, ups, 148 Millionen Schulden bemerkte, Bettelbriefe verschickte, liegt vielleicht an den Nachbarn: dem Institut der Wirtschaftsprüfer. Das hat „Mr 31 Mios“ halt nicht. ANNE HAEMING