Rapper feuert auf Nachbarn

BOULEVARD Nach dem Brand in seinem Haus in Kleinmachnow beschuldigt Bushido die Bürger des Dorfes. Bei seinen künftigen Nachbarn macht er sich damit noch unbeliebter

„Nach dem, wie er sich jetzt geäußert hat, wird er es hier schwer haben. Er hat’s verkackt“

EINE NACHBARIN

VON HANNA ENDER

In seinem letzten Skandalvideo „Stress ohne Grund“ feuerte Bushido verbale Hasstiraden auf Politiker und Prominente. Am Ende fackelte er einen Luxusschlitten ab. Jetzt hat der Rapper mit einem echten Brand zu kämpfen: In seiner Villa in Kleinmachnow war in der vergangenen Woche Feuer ausgebrochen. Bushido hatte das 16.000 Quadratmeter große Anwesen vor zwei Jahren gekauft, derzeit lässt er das einstige Seemannsheim am Zehlendorfer Damm umbauen. Nach ersten Ermittlungen geht die Potsdamer Polizei davon aus, dass es sich um eine vorsätzliche Brandstiftung handelt: Vor Ort wurden Spuren von flüssigem Brandbeschleuniger gefunden.

Doch während die Polizei einen unabhängigen Brandursachenermittler beauftragte und sich aus ermittlungstaktischen Gründen bedeckt hält, zog Bushido bereits seine eigenen Schlüsse und verdächtigte seine zukünftigen Nachbarn: „Die ach so heile Welt in Kleinmachnow, deren Einwohner offensichtlich denken, sie seien etwas Besseres. Obwohl ich derjenige bin, der die Millionen hat, um dieses Grundstück zu kaufen. Sich dann irgendwo hinstellen und ein Gebäude anzünden – das ist ein hinterhältiger Akt!“, sagte Bushido in einem Interview. Er glaube, hier wurde vorsätzlich gefackelt, um ihn davon abzuhalten, in den idyllischen Vorort zu ziehen: „Wenn die Leute ein Problem mit mir haben, dann sollen sie zu mir kommen, aber nicht mein Haus anzünden.“

Vandalen auf der Baustelle

Der 35-Jährige fühlt sich, wie er sagt, im Ort bereits seit längerer Zeit als „Opfer einer Hetzkampagne“. In der Vergangenheit habe es Schmierereien und Vandalismus auf der Baustelle gegeben. Außerdem sollen immer wieder Pakete mit Kot an seinem Zaun gehangen haben, so der Rapper. Der Brand sei das traurige Finale in einer Kleinmachnower Tragödie.

Lauter Familien mit Kind

In der Reihenhaussiedlung direkt nebenan von Bushidos Grundstück reagieren die Anwohner auf die Anschuldigungen entspannt. Eine Nachbarin, die vis-à-vis der Rapper-Villa wohnt, trägt am Samstagnachmittag ihre Einkäufe ins Haus. „Hier wohnen lauter Familien mit Kindern. Ganz ehrlich: Wir haben irgendwie andere Probleme, als irgendwo Feuer zu legen“, sagt sie und schüttelt lachend den Kopf. Doch dann wird sie ernst: „Wenn’s Brandstiftung war – das geht natürlich gar nicht! Egal aus welchem Grund. Aber ich find’s auch seltsam, jetzt pauschal die Kleinmachnower zu verdächtigen.“

Ähnlich reagiert ein älterer Mann, der mit seinem Hund auf dem Gehweg vor der Villa entlangspaziert. „Ich kenn ihn nicht. Wenn er hierherziehen will, dann soll er hierherziehen, aber dann soll er nicht seine Nachbarn beschuldigen!“ Mit seinen Äußerungen habe sich Bushido keine neuen Freunde in Kleinmachnow gemacht. Schon zuvor hatte es Ärger gegeben, weil der Musiker ohne Genehmigung Bäume fällen und ein denkmalgeschütztes Tor einreißen ließ.

Die Einzigen, die es cool fänden, Bushido als neuen Nachbarn zu haben, sind ein paar Teenager, die mit einem Kasten Bier aus dem Bus steigen und auf dem Weg zu einer Party sind. „Wir mögen seine Musik. Die jungen Leute hier freuen sich, dass ein bekannter Rapper hierherzieht.“ Ihre Eltern und viele Ältere im Ort sähen das aber anders, „wegen des Abou-Chaker-Clan und so. Kleinmachnow ist halt ein Ort, wo viele Familien wohnen. Die haben Angst, dass ihre Kinder mit in den Kreis reingezogen werden.“ Daher könnten sich die Jungs schon vorstellen, dass der Brandstifter aus der Nachbarschaft kommen könnte. Der Abou-Chaker-Clan ist eine palästinensisch-libanesische Großfamilie aus Berlin, die in die organisierte Kriminalität verstrickt sein soll und mit der Bushido enge Verbindungen hat.

Wenige Gehminuten von der Bushido-Villa entfernt sitzen ein paar Nachbarn im Café Elisabeth und nippen an ihren Sektgläsern. Ein Mann Mitte 50, der seinen Namen nicht nennen will, macht aus seiner Abneigung gegen den Rapper keinen Hehl: „Wir wollen mit jemandem, der rassistisch, fremdenfeindlich, schwulenfeindlich, lesbenfeindlich, frauenfeindlich ist, ausdrücklich nichts zu tun haben. Demzufolge ist die Aversion hier im Ort natürlich sehr groß gegen solche Leute.“ Dass Bushido jetzt aber die Kleinmachnower der Brandstiftung verdächtige, mache ihn richtig wütend: „Was soll das? Will er uns kriminalisieren? Er macht jetzt einen Generalverdacht gegen die Bürger hier aus diesem Ort – und das eine Stunde nach dem Brand!?“ Seine Frau nickt zustimmend: „Ich denke auch nicht, dass der Brandstifter aus Kleinmachnow kommt. Bushido soll lieber mal in seinen eigenen Kreisen rumforschen. Genug Feinde in Berlin hat er ja.“

Gutachten erst 2014

Wer wirklich hinter dem Brand steckt, das dürfte frühestens Anfang 2014 feststehen: Dann soll das Brandgutachten vorliegen. Doch mit seinen Anschuldigungen habe Bushido die Beziehung zu den Bewohnern seines künftigen Wohnortes extrem belastet, sagen die Gäste im Café Elisabeth. „Nach dem, wie er sich jetzt geäußert hat, wird er es hier schwer haben. Eigentlich schade drum, aber er hat’s verkackt.“

Es scheint so, als habe Bushido nun tatsächlich so etwas wie einen handfesten Beef – diesmal nicht im Video, sondern in Kleinmachnow.