Nur Wasser und Tee am Alexanderplatz

ASYL Seit Samstag sind 29 Menschen im Hungerstreik. Sie fordern Abschiebestopp

Die Sonne bricht durch die Wolken, aber die Männer behalten ihre dicken Jacken trotzdem an. In Decken eingewickelt sitzen sie auf dem Boden in Sichtweite des Einkaufszentrums am Alexanderplatz, gesprochen wird wenig. Energie ist kostbar – denn seit Samstag sind die 29 Aktivisten im Hungerstreik und nehmen nur Wasser und Tee zu sich. Gesundheitlich, sagt ein Sprecher, gehe es ihnen gut. Sorgen machen sie sich trotzdem: Bisher habe niemand aus der Politik mit ihnen geredet, „keiner fühlt sich verantwortlich“. Außerdem seien sie mehrfach von Passanten rassistisch beschimpft worden. „Wir haben Angst vor Angriffen“, so der Sprecher.

Wie am Oranienplatz

Den Stopp aller Abschiebungen und die Abschaffung der Dublin-Verträge verlangen die Streikenden. Ähnliche Forderungen haben auch die ehemaligen BesetzerInnen des Oranienplatzes, die sich bis vorige Woche ebenfalls im Hungerstreik befanden. Dieser ist bis zum nächsten Gespräch mit der Beauftragten der Bundesregierung für Flüchtlinge ausgesetzt. Doch mit diesen Flüchtlingen sei seine Gruppe ohnehin nicht verbunden, so der Sprecher vom Alexanderplatz.

Sie seien eine unabhängige Gruppe von Geflüchteten aus verschiedenen Lagern in Sachsen-Anhalt, sagt er, die sich am Samstag dazu entschlossen habe, in den Hungerstreik zu treten. „Non-Citizen“ nennen sie sich, wie schon die Hungerstreikenden vom Brandenburger Tor im letzten Herbst und jene, deren Protest am Münchner Rindermarkt im Sommer gewaltsam geräumt wurde.

Begonnen hatte der Hungerstreik direkt an der Weltzeituhr. Nachdem die Polizei mit einer sofortigen Räumung gedroht hatte, wurde der Protest vor das Congress Center verlegt und ist jetzt eine angemeldete Versammlung. Am Wochenende war die Verwendung von Infotischen und Schlafsäcken von der Polizei jedoch immer wieder untersagt worden.

Die Geflüchteten hoffen jetzt auf eine Reaktion aus der Politik. „Wir haben keinen Plan B“, so der Sprecher. „Wir werden unseren Hungerstreik fortsetzen, bis unsere Forderungen erfüllt sind.“ Eher würden sie hier sterben, als zurück in ihre Lager zu gehen.

MALENE GÜRGEN