Der Hersteller sitzt gleich nebenan

WARE Ein Geschäft verkauft nur Dinge, die im Umkreis von drei Kilometern hergestellt wurden

„Es wäre interessant, mal in einen anderen Stadtteil zu gehen“

VERENA WARNKE

Der Laden am Moritzplatz sieht nett aus, er ist durchgestylt und wirkt trotzdem sehr gemütlich. Niedliche Produkte wie Stoffmasken, Seifen und Badekugeln liegen aus, die Preisschilder sind von Hand geschrieben. Das Preisniveau liegt im Mittelfeld, manchmal auch etwas drüber. Ein bisschen wie im Tante Emma-Laden, nur moderner.

Das Geschäft heißt Zweimeilenladen, seine Besonderheit: hier kann man „hyperlokal“ einkaufen. Das gesamte Angebot wird im Umkreis von ungefähr drei Kilometern produziert. Der Kakao-Schalen-Tee kommt aus Mitte, der Wodka „Berliner Winter“ mit Gewürzen aus einer Destillerie auf dem Arena-Gelände, die Klebetattoos werden in Kreuzberg gefertigt.

Doch schon am Sonntag wird der Laden wieder schließen. Nicht, weil das Konzept keinen Anklang fand. „Viele Kunden fragen, warum es uns nur so kurz gibt“, sagt Anna Küfner, eine der beiden Inhaberinnen des „Zweimeilenladens“. „Da fängt man schon an zu grübeln: Soll es das gewesen sein?“ Zusammen mit ihrer Freundin und Kollegin Verena Warnke – beide arbeiten eigentlich in einer PR-Agentur – hat Küfner die Idee des Pop-Up-Stores von Hamburg nach Berlin gebracht. Für drei Wochen haben sie geöffnet, so das Konzept. Nun müssen sie Bilanz ziehen.

„Die Idee stammte von Freunden. Wir fanden das interessant, Produkte mal in einem anderen Kontext zu beleuchten“, berichtet Küfner. Sie opfert ihren Urlaub für den Laden. Viel Zeit für Privatleben bleibe derzeit nicht, sagt sie, „aber wir haben nette Freunde, die uns bei der Arbeit unterstützen“.

Bereut haben beide die Entscheidung nicht, denn nicht nur bei den Kunden stieß das Konzept auf große Zustimmung. „Auch die Produzenten sind happy“, berichten die Verkäuferinnen. Von einem Imker aus Neukölln haben sie ein Sechstel der Jahresproduktion aufgekauft: Dessen Honig „Neuköllner Blüte“ zählt zu den Top-Sellern.

Alles in dem Laden wirkt, als werde er von einem Freundeskreis mit netten Nachbarn getragen, die morgens Smoothies und Limo auf dem Fahrrad vorbei bringen. Das neueste Produkt, ein Regalsystem, schraubte der Hersteller sogar selbst an die Wand.

Dieses „positive Feeling“ übertrage sich auch auf die Kunden: „80 bis 90 Prozent sind Berliner, die den Laden toll finden und auch gern wiederkommen“, so Anna Küfner. Könnte aber auch sein, dass der Erfolg am Weihnachtsgeschäft liegt, fügt sie hinzu.

Den Laden länger offen zu lassen, hält sie für falsch. „Wir denken, dass wir das Niveau an Durchlauf nicht halten könnten, wenn wir uns für ein dauerhaftes Ladenkonzept entscheiden würden“, meint Verena Warnke. „Es wäre interessant, noch mal in einen anderen Stadtteil zu gehen, zum Beispiel Charlottenburg“. Eine Folge: Die Produktauswahl würde sich stark verändern.

In Kreuzberg ist am Sonntag erstmal Schluss mit dem Pop-Up Store für die „besten und schönsten Produkte im Umkreis von zwei Meilen“. Denn „so langsam wird es auch anstrengend“, sagt Anna Küfner. STEFANIE BAUMEISTER