In der letzten Sekunde

HANS WURST Die Schließung des Puppentheaters schien bereits besiegelt. Jetzt erhält die Bühne eine Verlängerung des Mietvertrags bis 2016. Bürgerinitiative half bei der Rettung

„Es braucht eine Lösung, damit die Spielstätte dauerhaft am Winterfeldtplatz bleiben kann“

JOCHEN DANNERT, INITIATIVE KIEZKULTUR

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Im Theater wurde die frohe Botschaft wie die schönste „Osterüberraschung“ gefeiert. „Wir freuen uns sehr. Wir sind natürlich froh, dass es erst einmal weitergeht“, sagte Barbara Kilian, Gründerin und künstlerische Leiterin der Bühne, zur taz. Der Grund: Das renommierte Puppentheater Hans Wurst Nachfahren kann bis September 2016 am Schöneberger Winterfeldtplatz mit seinem Programm weitermachen.

Mithilfe der Initiative Kiezkultur und deren Onlinepetition „Rettet das Theater am Winterfeldtplatz“, durch welche bis Ostern rund 12.000 Unterschriften gegen die Schließung des Theaters gesammelt werden konnten, sei es gelungen, den Mietvertrag mit dem neuen Eigentümer des Hauses zu verlängern, so Kilian weiter. Der öffentliche Druck der Bürgerinitiative und die Gespräche, die Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) bis zuletzt mit dem Grundstückseigentümer führte, hätten diesen Erfolg ermöglicht.

Die Rettung des Puppentheaters quasi in letzter Sekunde stand so praktisch gar nicht mehr im Spielplan, im Sommer 2015 sollte der letzte Vorhang fallen. Nach dem Kauf der großen Immobilie mit Theatersaal und Café hatte der neue Eigentümer 2014 die Kündigung ausgesprochen. Beabsichtigte er doch, statt der Bühne die Flächen für ein Tonstudio zu nutzen. Nach zahlreichen Verhandlungen des Senats zur Rettung des Theaters konnte für Hans Wurst Nachfahren eine letzte Galgenfrist für die Spielzeit 2015 erreicht werden.

Das mögliche Aus für das seit über 20 Jahren in Schöneberg ansässige Theater ließ den Widerstand in der Szene nicht ruhen: Rund um den Winterfeldtplatz machte die Bürgerinitiative zum Erhalt der Bühne sowie der Kultur im Kiez mobil.

Theaterleute taten ein Gleiches, der Deutsche Kulturrat sprach sich für den Erhalt des Hauses aus, das zuletzt 25.000 Besucher pro Jahr verzeichnete. Dem Berliner Senat wurde von der Opposition im Abgeordnetenhaus zugleich vorgehalten, 2013, nach dem Auslaufen des bestehenden Nutzungsvertrags, nicht selbst die Immobile erworben zu haben.

Für Kilian und ihr Ensemble bedeutet die Vertragsverlängerung erst einmal Luft bis Oktober 2016. Jochen Dannert von der Initiative Kiezkultur ist sogar noch optimistischer. Diese Zeit sollte ausreichen, so Dannert zur taz, mit dem Vermieter eine endgültige „Lösung zu finden, damit die Spielstätte dauerhaft am Winterfeldtplatz bleiben kann“. Dazu hätten bereits Gespräche stattgefunden.