CRITIC’S CHOICE

Diego Lerer, Clarin, Buenos Aires: „Le mani sulla città“ ist eine Fallstudie über politische Manipulation und Entscheidungsträger, die ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Und so dreht sich in diesem Francesco-Rosi-Film von 1963 alles um Stadtplanung. Weil sich in diesem Feld Privates mit Öffentlichem aufs Engste verknüpft, stehen vielerlei Türen offen für verschiedene Spielarten der Korruption. Mit der Geschichte eines Kongressabgeordneten, der gleichzeitig Bauunternehmer ist, gelingt Rosi ein starker, pessimistischer Film über den Zustand seiner Stadt Neapel. Einer Stadt, die ihre Form und Gestalt verloren hat aufgrund eines bürokratischen Systems, das nichts unternommen hat, als es darum ging, die Korrupten zu stoppen. Mit der Zeit ist diese Art von politischem Thriller zu cineastischer Massenware geworden. Aber Rosi hat ihn als Erster gemacht und mit den besten Argumenten. „Le mani sulla città“ zeigt, dass es Talent, Ideen und die Kraft der Beobachtung sind, die das gute politische Kino vom opportunistischen unterscheiden.

„Le mani sulla città“. Regie: Francesco Rosi. Italien/ Frankreich 1963, 105 Min. 13. 2., 19.30 Uhr, Zeughauskino