Aufbruchstimmung bei Jüdischer Gemeinde

Nach 100 Tagen Amtszeit zieht die neue Vorsitzende Lala Süsskind trotz Geldproblemen eine positive Bilanz

Die seit Jahren zutiefst zerstrittene Jüdische Gemeinde ist nach Einschätzung ihrer neuen Vorsitzenden, Lala Süsskind, auf einem guten Weg. Im Vorstand und Gemeindeparlament sei die Aufbruchstimmung noch nicht verflogen, sagte Süsskind am Donnerstag. Es werde ausschließlich über Sachthemen geredet. Differenzen würden im Unterschied zu früher „ohne Chaos und persönliche Anfeindungen“ diskutiert, resümierte Süsskind, die an diesem Freitag 100 Tage im Amt ist.

Als einen Beleg für den neuen Umgang führte die Gemeindevorsitzende an, dass es im neuen Gemeindeparlament bisher keine geheimen Abstimmungen gegeben habe. Dieses eigentlich demokratische Instrument sei in der Vergangenheit oft als „Ausdruck von Misstrauen“ missbraucht und fast jeder Beschluss so gefasst worden. Das „ungute Miteinander“ habe man aber hinter sich gelassen. Süsskind betonte: „Wir ziehen jetzt an einem Strang.“

Der positive Eindruck wird nach Darstellung der Vorsitzenden auch von anderen geteilt. Viele Gemeindemitglieder, die sich wegen der ständigen Querelen aus der Arbeit zurückgezogen hätten, brächten sich nun wieder ein.

Allerdings habe die Gemeinde „finanziell ein Riesenproblem“, sagte Süsskind. Bei einem Jahresbudget von rund 25 Millionen Euro müsse ein Defizit von mehr als einer Million Euro verkraftet werden. Gründe seien unter anderem enorme Sicherheitskosten, relativ geringe Steuereinnahmen und falsch berechnete, teilweise zu hohe Renten und Pensionen. Die Schwierigkeiten seien „übernommen“ und vom vorherigen Vorstand nicht angegangen worden. Nun müssten „schmerzliche Entscheidungen“ getroffen werden. ddp