Demo gegen Gewalt in jedweder Form

GEWALT Kundgebung wegen schwulenfeindlichen Angriffs. Steigende Zahl von gemeldeten Fällen

Rund 150 Menschen nahmen am Mittwochabend an einer Kundgebung für Gewaltfreiheit teil. Aufgerufen hatten dazu Alexander Freier von der AG-Queer und Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Treptow-Köpenick sowie Oliver Igel, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der BVV. Anlass der Demo war der Überfall auf ein schwules Paar in der Puschkinallee in Treptow am letzten Samstagabend. Einem der Männer war dabei mit einem Messer in den Rücken gestochen worden. Auch auf dem schwul-lesbischen Stadtfest in Schöneberg am vergangenen Wochenende waren zwei Homosexuelle überfallen und ausgeraubt worden.

In ihrem Aufruf wollten die Organisatoren „Flagge zeigen und sich solidarisch mit den Opfern von Gewalt“ erklären. „Gewalt in jedweder Form ist nicht hinnehmbar“, sagte Freier bei der Kundgebung. Das gelte auch für die Krisen-Demo am vorigen Samstag, wo ein Sprengsatz mehrere Menschen verletzt hatte. Bei einigen Teilnehmern gab es wegen dieses Vergleichs von homophober und Demo-Gewalt Irritationen. Das könne dazu benutzt werden, um „gegen Linke zu hetzen“, so ein Demonstrant. Eine Frau zeigte sich enttäuscht, weil sie eine Demo „mit Wut im Bauch“ erwartet hätte.

Laut dem schwulen Überfall-Telefon Maneo haben sich 2009 mehr Opfer schwulenfeindlicher Gewalt gemeldet als im Vorjahr. 225 neue Fälle wurden verzeichnet, 186 waren es im Jahr davor. Jedoch sei der Schluss falsch, dass mehr registrierte Fälle auch ein Zeichen für größere Schwulenfeindlichkeit seien, sagte Bastian Finke von Maneo. Ebenfalls vorsichtig ist der Soziologe mit der Annahme, viele Täter seien Jugendliche arabischer oder türkischer Herkunft. Wer der Angreifer ist, hängt demnach eher mit der Bevölkerung in der Gegend zusammen. HÜLYA GÜRLER

■ Ausstellungseröffnung „Zeugnisse schwulenfeindlicher Gewalt“ und Hissen der Regenbogenfahne vor dem Rathaus Köpenick (Alt-Köpenick 21), 18. 6., 17 Uhr