Studie über Berliner Fußball: Rund, eckig und transparent

So groß der Berliner Fußballverband ist, so überschaubar sind die Ergebnisse einer Studie über den Berliner Fußball, die am Dienstag vorgestellt wurde.

Der Berliner Fußball hat die gleichen Probleme wie andernorts - allerdings ein neues Gesicht: Hertha-Trainer Michael Skibbe. Bild: dpa

Etwas verwundert war man schon, als das Unternehmen "newthinking communications GmbH" am Dienstag zur Vorstellung der Untersuchung "Rundes und Eckiges - Eine Studie über den Berliner Fußball" lud. "Das liegt jetzt nicht so nahe an den Technologiethemen, die wir sonst behandeln", fand auch Geschäftsführer Andreas Gebhardt. Zu den bekannteren Schöpfungen des Unternehmens gehört etwa der Blog netzpolitik.org.

Mit der qualitativen Studie zum Berliner Fußball, die ab heute unter www.newthinking.de bereitsteht, betrat man also Neuland - und zwar eins von gewaltigen Ausmaßen. Der Berliner Fußballverband zählt über 100.000 Mitglieder, und das sind nur die organisierten Fußballer. Nicht minder groß ist der theoretische Anspruch hinter der Untersuchung.

Um Transparenz und Synergieeffekte gehe es, erklärte Gebhardt. Und um die Schlagwörter zu veranschaulichen, verwies er auf einen Fußballplatz an der Kreuzberger Körtestraße, der den hinzugezogenen Neureichen wegen des Lärms zum Ärgernis wurde. Ähnliche Probleme in dem sich wandelnden Kiez hätten auch Musikklubs gehabt. Newthinking wolle durch das Transparentmachen unterschiedlichster Welten Akteure zusammenführen, die voneinander lernen könnten.

Eine ambitionierte Idee, mit der die Ressourcen von "Newthinking" allerdings nicht ganz Schritt halten können. Denn für die Fußball-Studie engagierte man lediglich eine Arbeitskraft - den auf Sportrecht spezialisierten Rechtsanwalt Daniel Diederich, der selbst noch als Fußballer und Trainer beim FSV Hansa 07 Berlin aktiv ist.

Angesichts der Herkulesaufgabe ist es Diederich nicht zu verdenken, dass seine am Dienstag vorgetragenen Ergebnisse mitunter recht profan anmuteten. Nach dem Erkenntnisgewinn der Studie gefragt, antwortete er: "Sachen, die für Berlin typisch sind, wie etwa die soziale Vielfalt, finden sich strukturell im Fußball wieder." Wer hätte das gedacht? Und dass der Berliner Fußball ein Gewaltproblem hat, es an Geld und vielerorts und insbesondere in Ballungsgebieten an Sportplätzen fehlt, die Mädchen und Frauen wenig Förderung erfahren - all das wissen sicherlich auch viele, die wenig mit Fußball verbindet.

Mit 20 bis 25 Experten aus dem Verband, Schulen, Bezirksämtern und Parteien hat Diederich 90-Minuten-Interviews geführt. Herausgekommen ist eine notgedrungen oberflächliche Zustandsbeschreibung, die, wie ein anwesender Vereinsvertreter monierte, manche Sichtweisen einiger Verantwortungsträger zu unreflektiert wiedergibt.

Geschäftsführer Gebhardt weiß um die Schwachstellen des Projekts. "Wir sind froh, dass wir erst einmal etwas veröffentlicht haben." Es sei eine "Kärrnerarbeit" gewesen. Die Studie sei aber prozesshaft zu verstehen, sie könne im Netz jederzeit überarbeitet und aktualisiert werden. Bei allem Stückwerk - dass sich niemand vom Berliner Fußballverband für die Vorstellung von Diederichs Fleißarbeit interessierte, war auf den ersten Blick erstaunlich. Andererseits spiegelte das ein Untersuchungsergebnis wieder: die fehlende Innovationskraft des Verbands.

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