Eltern wollen Gymnasien retten

BILDUNG Der Landeselternausschuss fordert, das Abitur nach 13 Jahren wieder zu ermöglichen

„Das Gymnasium muss anerkannt und unterstützt werden“

LANDESELTERNAUSSCHUSS BERLIN

In der kürzlich wieder entflammten Debatte über die Zukunft der Gymnasien nach der Schulreform hat sich nun der Landeselternausschuss (Lea) zu Wort gemeldet. Er fordert in einem Positionspapier unter anderem die Abschaffung des Mittleren Schulabschlusses (MSA) an Gymnasien, das Abitur nach 13 Jahren als Wahlmöglichkeit sowie den Umbau aller Gymnasien zu Ganztagsschulen. Der Senat ist einigen Vorschlägen gegenüber nicht abgeneigt.

NC soll nicht kommen

Anlässlich der vermuteten hohen Zahl von GymnasiastInnen, die das Probejahr nicht schaffen werden, war kürzlich der Streit über den Umgang mit der Schulform wieder entbrannt. Die Schulreform hatte den Zugang zu Gymnasien erleichtert – nun forderte der Verband der OberstudiendirektorInnen eine Zulassungsbeschränkung für die Gymnasien durch einen Notendurchschnitt von 2,0. Dieser Forderung nach einem Numerus clausus schließen sich die ElternvertreterInnen jedoch nicht an. Schulen müssten die zu ihrem Schulprofil passenden SchülerInnen mit der „rechtssicheren Berücksichtigung weiterer Faktoren über den Notendurchschnitt hinaus“ auswählen können, heißt es in ihrem Papier.

MSA „überflüssig“

Darüber hinaus lehnen die Eltern die in der zehnten Klasse verbindlichen Prüfungen zum MSA für Gymnasien als „überflüssige Zwischenprüfung“ ab. Der MSA werde „von Schülern und Eltern als Zeitverschwendung empfunden“. Für GymnasialschülerInnen, die die Versetzung in die elfte Klasse nicht schaffen, müsse eben eine „alternative Möglichkeit zum Ablegen des MSA“ geschaffen werden.

Die Forderung nach dem Ausbau aller Gymnasien zu Ganztagsschulen begründet der Lea damit, dass diese durch die hohe Wochenstundenzahl faktisch bereits Ganztagsbetrieb leisteten – bisher allerdings ohne die entsprechende Ausstattung mit SozialpädagogInnen und Essensangeboten in Mensen. Ebenfalls mit der durch den Wegfall eines Schuljahres bis zum Abitur gestiegenen Wochenstundenzahl begründet der Lea die Forderung nach einer Wiedereinführung des Abiturs nach 13 Jahren als Wahlmöglichkeit an Gymnasien. Seit der Schulreform können Berliner SchülerInnen nur an Sekundarschulen und Oberstufenzentren noch nach 13 Schuljahren Abi machen. „Güte und Wert des gymnasialen Bildungsganges“ definiere sich aber „nicht primär über die Laufzeit zum Abitur“, so der Lea.

Bei der Senatsbildungsverwaltung stoßen die Vorschläge des LEA immerhin zum Teil auf offene Türen: „Wir werden in den kommenden Jahren schrittweise die Zahl der gymnasialen Ganztagsschulen steigern“, sagte Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD). Auch über den MSA wird in der Bildungsverwaltung diskutiert: „Überlegenswert“ sei etwa „eine zeitliche Verlegung“ der Prüfung für die Gymnasien. Das Abi nach 13 Jahren werde es allerdings an Gymnasien nicht wieder geben: „Wer nicht in zwölf Jahren Abitur machen möchte, kann eine der vielen Sekundarschulen besuchen“, so Rackles.ALKE WIERTH