Strommarkt: Ökostrombezieher sorgen für sauberen See

Alle Energiekonzerne haben grünen Strom im Angebot. Doch wenn sie gleichzeitig Atom- und Kohlestrom anbietne, ist ihr Ökotarif eine Farce. Nur Firmen, die ausschließlich auf regenerative Energiequellen setzen, sind wirklich öko

Der Stromriese RWE nennt sein Produkt "PrimaKlima". Vattenfall wirbt mit "Natur Privatstrom". Und in der Tat muss man den Energieriesen Glauben schenken, wenn sie behaupten, dass sich ihr "Ökostrom" unter anderem aus 84 Prozent Wasserkraft zusammensetzt. Doch leider ist Öko nicht gleich Öko. Denn bei der grünen Energie kommt es nicht nur darauf an, ob der Strom tatsächlich von einer Solaranlage kommt. Wesentlich ist, in was der Stromanbieter seinen erzielten Gewinn investiert.

Die Umweltverbände haben das Prinzip auf ihrer Webseite www.atomausstieg-selber-machen.de folgendermaßen beschrieben: Das Stromnetz ist wie ein großer See, der immer den gleichen Wasserstand haben soll. Zapft der Kunde an der einen Stelle ab, muss der Anbieter die gleiche Menge wieder einspeisen. Wer also seine Rechnung an einen Ökoanbieter zahlt, der trägt dazu bei, dass der See insgesamt sauberer wird. Denn die gleiche Menge, die der Kunde verbraucht hat, speist der Ökostromanbieter in Form von "sauberem" Strom an anderer Stelle wieder ein. Konzerne, die zwar Ökotarife anbieten, zugleich ihre Gewinne weiter in Kohle- und Atomkraftwerke stecken, sorgen demnach weiterhin für einen "dreckigen" See.

Derzeit wird noch viel weniger Ökostrom abgenommen als ins Netz gespeist. Jeder Anbieter ist nach den Regelungen des Erneurbaren Energien Gesetz (EEG) ohnehin verpflichtet, elf Prozent Ökostrom in sein Portfolio aufzunehmen. Solange ein Konzern weniger als diese elf Prozent über Ökotarife verkauft, führen auch mehr Ökoabnehmer nicht zu zusätzlicher Produktion. Das ändert sich erst, wenn die Konzerne ihren Atom- oder CO2-Strom nicht mehr loswerden, weil nach mehr Ökostrom gefragt wird. Das wäre ein Impulse, um neue Anlagen mit regenerativen Quellen zu bauen. Erst dann käme der klimafreundliche Effekt zum tragen.

Für die großen Umweltschutzverbände müssen daher zwei Kritierien erfüllt sein, damit sich Stromanbieter auch verdientermaßen mit dem Emblem "Öko" schmücken dürfen: Der Strommix des Anbieters muss mindestens zur Hälte aus erneuerbaren Energien wie Solar, Wind- oder Wasserkraft stammen. Die andere Hälfte darf aus gasbetriebenen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen stammen. Und: Die Anbieter sind mit keinem Stromkonzern verflechtet, die auf Atom- oder Kohlekraft setzen.

In Berlin gibt es vier Anbieter, die die Ökokriterien erfüllen: Lichtblick, Greenpeace Energy, Naturstrom und die Elektrizitätswerke Schönau. Preislich können sie mit den konventionellen Anbietern allemal mithalten. Bei Lichtblick zahlt ein Single-Haushalt rund ein Euro mehr als für den Klassiktarif von Vattenfall.

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