GENTRIFIZIERUNG (2)
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In der Modernisierungsphase beginnen sich Um- und Ausbauten der Immobilien für die Immobilienunternehmen zu lohnen, da ein Markt für höherpreisige Wohnungen entstanden ist. Dadurch werden sowohl alteingesessene Mieter verdrängt als auch die subkulturellen und Zwischennutzungen, die noch zu Beginn zur Aufwertung beigetragen haben. Letztere ziehen dann häufig in das nächste Viertel – Forscher sprechen davon, dass die Gentrifizierung „wandert“.

Auf Altbau folgt Neubau

Bei der super gentrification, wie sie etwa von einigen Forschern in Prenzlauer Berg gesehen wird, folgt in Vierteln, die aufgrund ihrer Lage und besonderer Bedingungen die Möglichkeit dazu haben, eine weitere Welle der Verdrängung: Wenn das Potenzial zur Modernisierung von Altbauten ausgeschöpft ist, wird vermehrt in Luxusneubauten investiert, Mietwohnungen werden verstärkt zu Eigentumswohnungen umgewandelt. Statt der oberen Mittelschicht, die zunächst noch zu den Verdrängern gehörte, wird das Viertel interessant für die global orientierte Elite. Ein Markt für Luxuswohnungen und hochpreisige „Projekte“ ist auf diese Weise entstanden.

Die Politik kann steuern

Der Verlauf der Gentrifizierung und in welchem Stadium sie abbricht oder stecken bleibt, ist nicht nur von der Lage und der Ausstattung an Freiräumen und Altbauten abhängig, sondern auch von politischen Rahmenbedingungen. Ohne die Abschaffung der Mietobergrenzen wäre die Gentrifizierung der Innenstadtviertel in Berlin nicht denkbar gewesen. Auch die Privatisierung öffentlichen Wohnraums in den vergangenen zehn Jahren hat vermutlich wesentlich zu Mietsteigerungen und Verdrängung beigetragen.

Kritik von vielen Seiten

Kritik gibt es am Begriff und Modell der Gentrifizierung von vielen verschiedenen Seiten: Sie reicht von dem Vorwurf des „Konservatismus“ – Gegner der Gentrifizierung würden die normale Stadtentwicklung und die notwendige Modernisierung von Wohnraum ablehnen – bis hin zur verkürzten Kapitalismuskritik. So fragen inzwischen auch viele linke Gruppen kritisch, wer denn überhaupt definieren darf, was gute und schlechte Läden oder Kultureinrichtungen sind, oder wer denn gemeint sei, wenn von der Verteidigung „unseres Kiezes“ die Rede ist. Dürfen in einem Viertel nur jene wohnen oder entscheiden, die schon lange dort leben oder gar geboren sind? (js)