OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Das klassische Erzählkino war seine Sache nie. Die Filme von Wim Wenders erzählen stets auf einer Metaebene: Sie erzählen, dass sie etwas erzählen und thematisieren, dass die zu erzählende Geschichte dabei erst noch gesucht werden muss. Und manchmal führt die – stets stark entschleunigte – Suche auch nicht unbedingt zum Erfolg, es sei denn, man erkennt für sich selbst, dass der Weg das Ziel ist. Der Schlüssel zu Wenders’ Werk findet sich bereits in den ersten Kurzfilmen aus den späten 1960er Jahren: In „Same Player Shoots Again“ sieht man fünfmal hintereinander dieselbe kleine Sequenz, in der ein scheinbar angeschossener Mann mit einem Gewehr eine Straße hinuntertaumelt. Variiert werden die Wiederholungen dabei lediglich durch veränderte Farben. Für „Silver City“ stellte Wenders eine unbewegte Kamera ans Fenster und ließ sie bis zum Ende der jeweiligen Filmrolle durchlaufen. Die Kamera blickt auf die Straßen einer Stadt und registriert dabei die Veränderungen, die sich draußen zutragen, und erinnert allein schon durch die Dauer der Einstellungen an ihre eigene Präsenz. Noch einmal aufgenommen hat Wenders diese Technik 1982 für den Film „Chambre 666“, mit dem das Arsenal am 29. Juli in Anwesenheit des Regisseurs eine umfangreiche Werkschau anlässlich seines 65. Geburtstags eröffnet: Während der damaligen Filmfestspiele von Cannes installierte Wenders in einem Hotelzimmer eine starre Kamera, setzte abwechselnd eine Reihe Kollegen (unter anderem Godard, Antonioni, Hellman und Spielberg) davor und ließ sie für die Länge einer Filmrolle mit einem Fragenkatalog zur Zukunft des Kinos allein. Auch „Alice in den Städten“ (1974) zeigt, dass Wenders’ Filme fast immer Studien über den Unterschied zwischen der Realität und ihrem Abbild sind: Hier spielt Rüdiger Vogler einen Journalisten, der zu Beginn des Films in den USA am Meer sitzt. Er macht Fotos mit einer Polaroidkamera und stellt dabei fest, dass das, was auf den Bildern drauf ist, nicht das ist, was man tatsächlich gesehen hat. Später landet er im Ruhrgebiet und sucht mit einem kleinen Mädchen anhand eines Fotos das Haus ihrer Oma – als sie es tatsächlich finden, kann er eigentlich kaum glauben, dass dieses fotografische Abbild auch in der Realität existiert. (ab 29. 7., Arsenal)

In der ersten Krimiparodie um den „Pink Panther“ (1963) war Inspektor Clouseau eigentlich nur eine von vielen Figuren gewesen. Doch in der Interpretation von Peter Sellers gelangte der in seiner eigenen verqueren Welt lebende Inspektor zu solcher Popularität, dass er in den folgenden Filmen zur Hauptfigur wurde. „A Shot in the Dark“ (1964, R.: Blake Edwards) ist der zweite Film der erfolgreichen Reihe und einer der besten dazu: Clouseau soll einen Mordfall klären, die schöne Elke Sommer ist die Hauptverdächtige. Die Ermittlungen in einer Nudistenkolonie, wo – mit Ausnahme des unbedarften Inspektors – ja eigentlich niemand etwas zu verbergen hat, gehören zu den lustigsten Sequenzen, die Sellers als Clouseau je drehte. (OmU, 3. 8., Freiluftkino Mitte) LARS PENNING