OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Ein umstrittener Film aus der unmittelbaren Prä-Nazi-Ära in Deutschland: „Der Rebell“ entstand 1932 in der Regie von Luis Trenker und Kurt Bernhardt und erzählt eine heroische Geschichte aus der Zeit der Napoleonischen Kriege, als sich Tiroler Bauern gegen die Fremdherrschaft auflehnten. Hitler und Goebbels liebten den Film wegen seiner nationalistischen Töne; der Filmkritiker und -theoretiker Rudolf Arnheim befand den „Rebell“ hingegen als „tief böse“, insbesondere, weil ihm der Film in inszenatorischer und fotografischer Hinsicht so gelungen und verführerisch erschien. Nicht zu Unrecht: Fotografiert von Sepp Allgeier, einem der berühmtesten Kameramänner des deutschen Bergfilms, sieht man zu Beginn dramatische Wolkenformationen am Himmel und das wunderbare Spiel der Sonnenstrahlen im nebelverhangenen Wald, derweil die Senner auf den Berg hinaufziehen und die Kühe friedlich auf den Almen grasen. Trenker, der den Tiroler Bauernsohn Severin Anderlan verkörpert, und Luise Ullrich treffen sich am idyllischen Gebirgsbach, wo sich eine Romanze anbahnt. Doch dann findet der heimkehrende Anderlan Mutter und Schwester ermordet im niedergebrannten Familienanwesen vor. Alsbald organisiert er den Widerstand gegen die napoleonischen Truppen in den Bergen und findet schließlich den Tod. Bernhardt erinnerte sich später, dass ihm vor allem die Romantik der Geschichte gefallen hatte; Trenker hatte es zweifellos eher mit dem Heroischen. Dass man von seinen nationalistisch gefärbten Ansprachen und der Ästhetisierung des Krieges heute eher unangenehm berührt wird, ist die eine Sache, eine andere, wie der mit amerikanischem Geld produzierte Film, von dem es auch eine englischsprachige Fassung gab, eigentlich gemeint war: Vielleicht hatten alle Beteiligten nur einen rasanten Action-Film im Sinn. Das Zeughauskino zeigt ihn in seiner Hommage an die Wiener Schauspielerin Luise Ullrich, die den deutschen Film immer wieder mit ihren patent wirkenden Frauenfiguren bereicherte. (17. 11., Zeughauskino)

In der Alain-Delon-Hommage des Lichtblick-Kinos anlässlich des 75. Geburtstages des französischen Schauspielers läuft auch Michael Winners Agententhriller „Scorpio, der Killer“ (1972): Delon und Burt Lancaster verkörpern zwei Spione und Killer des CIA, die sich in verwirrenden Intrigen und Mordplänen zurechtfinden müssen und sich – mit allem Respekt der Profis füreinander – gegenseitig jagen. Hart und melancholisch zugleich, trauert der Film mit seinen Protagonisten einer besseren Zeit hinterher. (OmU, 14. 11., Lichtblick)

Frauenpower, präsentiert von Vaginal Davis im Arsenal: Dorothy Arzner, die einzige Regisseurin in Hollywoods klassischem Studiosystem, blickt in „Dance, Girl, Dance“ (1940) auf das Showgeschäft aus der weiblichen Perspektive. Zwei Tänzerinnen schlagen sich in einem Nachtclub mit nach Frauenfleisch gierenden Männern herum – und Maureen O’Hara wird den Ignoranten in einer Ansprache von der Bühne herab die Leviten lesen. (OmU, 13. 11., Arsenal)

LARS PENNING