OFFKINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Es geht tatsächlich eine Ära zu Ende: Franz Stadler, seit 39 Jahren Betreiber des Berliner Offkinos Filmkunst 66, zieht sich zum Ende des Jahres – ins Privatleben? – zurück und hat sein Kino zum 1. Januar an die Film- und Fernsehproduzentinnen Regina und Tanja Ziegler verkauft, die es dem Vernehmen nach in ähnlicher Weise weiterbetreiben wollen. Doch Stadler wird mit Sicherheit vermisst werden: Kümmerte er sich doch immer wieder sowohl um etwas entlegenere Filmklassiker, als auch – mit einem jährlichen Festival – um relativ aktuelle Kinoproduktionen, die in Deutschland keinen regulären Start erhielten. Stadlers besondere Liebe gilt allerdings von jeher den Kurz- und Animationsfilmen, die er seit Ende der 1950er Jahre bei den Kurzfilmtagen von Oberhausen in ihrer ganzen Vielfalt schätzen gelernt hatte. Zum Abschied hat Franz Stadler nun noch einmal ein Programm mit seinen Lieblingen zusammengestellt, seine „Last Picture Show“ mit Trickfilmhelden wie Donald Duck, Daffy Duck oder Roadrunner, Komikern wie Laurel & Hardy, Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Karl Valentin sowie den klassischen Filmhelden Bogart, Wayne, Cooper und vielen mehr. Alles Gute! (30. 12. Filmkunst 66)

Was macht man, wenn man früher einmal der weltweit bekannteste Actionstar war und langsam ein wenig in die Jahre kommt? Selbstironie ist eine mögliche Option, und zu Bruce Willis passt sie ganz gut, weil man auch früher schon das Gefühl nie ganz loswurde, dass der Mann stets mit einem kleinen Augenzwinkern bei der Sache ist. In Robert Schwentkes „R. E. D.“ gibt der mittlerweile 55-jährige Willis einen Frühpensionär, dessen Hauptbeschäftigung offenbar darin besteht, am Telefon mit der Dame von der Rentenkasse zu flirten. Doch dann – gerade hat man Bruce in Hausschuhen und Bademantel des Nachts aufs Klo schlappen sehen – kommt ein Killerkommando bei ihm vorbei, und am Ende lebt nur noch einer: natürlich Bruce. Der muss als gewitzter Ex-CIA-Agent nunmehr versuchen, gemeinsam mit einer drolligen Rentnergang von ehemaligen Kollegen (John Malkovich, Morgan Freeman, Helen Mirren) ein schwer verständliches Komplott aufzudecken. „R. E. D.“ versteht sich dabei jedoch keineswegs als Parodie, sondern als veritabler Actionfilm. Dass sich alle darin nicht so furchtbar ernst nehmen, macht das Vergnügen an diesem „Alterswerk“ aus. (5. 1. Urania)

Der gelungenste von Charlie Chaplins „späteren“ Filmen ist sicherlich „Modern Times“ (1936). Ein Quasistummfilm in der längst angebrochenen Tonfilmära, in dem Chaplin mit seinem ganzen musikalischen und tänzerischen Talent glänzt: als Nachtwächter auf Rollschuhen, der mit verbundenen Augen haarscharf an einem Abgrund vorbeischrammt, als singender Kellner, dem die Manschetten wegfliegen, auf die er seinen Text geschrieben hat, und als Fließbandarbeiter, den das Tempo des Bandes überschnappen lässt und der plötzlich leicht und beschwingt mit seinem Schraubenschlüssel durch die Werkhallen tänzelt. (OmU 30. 12., 1. 1.–5. 1 Eiszeit) LARS PENNING