Diese Woche frisch

Freund und Feind, also sowohl die atheistisch-sarkastischen als auch die in heiße Tränen aufgelösten KinogängerInnen sind sich trotz aller Differenzen einig: Es sind wunderbare Bilder, die wir gerade gesehen haben. So etwas Schönes gab es noch nie. Religiös an Terrence Malicks lang erwartetem Opus „The Tree of Life“ ist gar nicht so sehr der gleichwohl explizit hochtheologische Inhalt des Films: sein eh nur in Narrationsandeutungen hin und wieder in den visuellen Gottesdienst hineingehaltener Plot um eine amerikanische Mittelklassefamilie seit den 1950ern. Religiös wäre vor allem die Frömmigkeit, mit der wir RezipientInnen alle geschlossen vor den sogenannten „Bildern“ in die Knie gehen, die uns lange zwei Stunden und zwanzig Minuten in eine spirituelle Hochstimmung versetzen oder versetzen sollen. Terrence Malick ist es in seinen seltenen Spielfilmen gelungen, eher einfache oder gar genrehafte Stoffe hinübergleiten zu lassen in visuelle Ekstasen. Am „Tree of Life“ gibt es genug zu sehen und zu genießen. Malick ist visuell zu obsessiv, um den religiös-musikalischen Eindeutigkeiten, die immer wieder entstehen, ganz zu verfallen. Es ist aber leicht möglich, sich diese „Bilder“ durch ihre Heiligkeit verleiden zu lassen.