„Tabu“ war der schönste Film der vergangenen Berlinale: eine Hommage an den Stummfilm, gedreht in betörenden Schwarzweißbildern, zum Teil mit einer Musik unterlegt, wie sie ein Pianist vor 90 Jahren hätte einspielen können. Im Prolog bietet sich ein Entdecker einem Krokodil zum Fraß an, nachdem ihn der Tod seiner Frau um alle Lebensfreude gebracht hat. Im ersten Teil leidet Pilar, eine 60 Jahre alte Frau im Lissabon der Gegenwart, an Schwermut und Helfersyndrom, während ihre Nachbarin, die Greisin Aurora, im Sterben liegt. Der zweite Teil springt zurück in die frühen 60er-Jahre, als Aurora in einem nicht näher genannten afrikanischen Land, am Fuß des Mount Tabu, eine Amour fou lebt. Wenn etwas nostalgisch ist an „Tabu“, dann ist es die Form, die sich dem frühen Kino anverwandelt. Der Film ist in Schwarzweiß gedreht, durchgängig hat er das alte Normalformat, die Bildration 1:1,37. Im zweiten Teil sind die Bilder so körnig, dass allen Liebhabern des Schmalfilms das Herz aufgeht. Zudem ruft Regisseur Miguel Gomes die filmischen Ausdrucksmöglichkeiten des frühen Kinos wach, all die Gesten, die Blicke, die Albernheiten und die Kameratricks, die einst die Dialoge ersetzten. Cinema Paris, fsk, Hackesche Höfe, Brotfabrik