Winterkälte mit eingefrorenen Zehen

D-DAY Die Filmreihe „Die Welt in Waffen“ rund um die Landung der Alliierten in der Normandie zeigt, wie sich die Rezeption des Zweiten Weltkriegs im Kino über die Jahrzehnte gewandelt hat

Die Soldaten kämpfen gegen die Nazis, aber auch mit alltäglichen Problemen

Der Begriff „D-Day“ bezeichnet im Englischen einen Wendepunkt in einer Schlacht. Der bekannteste D-Day ist wohl der 6. Juni 1944. Die Alliierten landeten am Strand der Normandie und läuteten damit das Ende des Zweiten Weltkriegs ein.

In diesem Jahr jährt sich der „D-Day“ zum 70. Mal. Das Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum widmet ihm daher eine eigene Filmreihe unter dem Titel „Die Welt in Waffen“. Vom 28. Mai bis zum 9. Juni sind Spielfilme zu sehen, die sich mit dem 6. Juni 1944, seiner Vor- und Nachgeschichte beschäftigen.

Den Anfang macht „13 Rue Madeleide“, ein Spionagethriller von 1947. Kurz vor dem Sturm auf die Normandie werden US-amerikanische Spione ausgebildet. Unter ihnen ist auch ein Meisterspion aus Deutschland. Dieser wird zwar entdeckt, von den Amerikanern aber mit falschen Informationen zurück zu den deutschen Besatzern in Frankreich geschickt. Der Plan geht jedoch schief und löst eine Kette weiterer Spionage-Einsätze aus. Am Ende muss der Ausbildungsleiter die Sache selber in die Hand nehmen und wird zu einem tragischen Helden.

Auch „The Battleground“ beschäftigt sich weniger mit dem D-Day selbst als vielmehr mit seinen Folgen. Der Film begleitet eine Kompanie der 101st Airborne Division, die aus einem französischen Lager im Dezember 1944 nicht wie erhofft für ein paar Tage nach Paris fahren darf, sondern nach Belgien geschickt wird, um einen Überraschungsangriff der Deutschen zu stoppen. Die Kompanie wird von den Deutschen eingekesselt und die Wetterverhältnisse verhindern die Versorgung mit Munition und Verpflegung. Die Lage erscheint zunächst aussichtslos.

„The Battleground“ bleibt in seiner Erzählung sehr nah an den einzelnen Protagonisten. Pop zum Beispiel erwartet sehnlichst seine Entlassung. Die Heimreise wird durch die Einkesselung jedoch vorerst verhindert. Oder Rodrigues: Während die anderen in der Winterkälte mit eingefrorenen Zehen zu kämpfen haben, sieht man ihn glückselig durch den Schnee hüpfen. Er kommt aus Los Angeles und erlebt in Frankreich zum ersten Mal einen richtigen Winter. So kämpfen die Soldaten nicht nur gegen die Nazis, sondern auch mit beinahe alltäglichen Problemen wie Akzeptanz in der Gruppe und Heimweh.

Neben Filmen, die unmittelbar nach Kriegsende entstanden sind, werden auch neuere Produktionen gezeigt. Dazu gehört „Der Soldat James Ryan“ (1998), der nicht zuletzt durch seine eindringliche Darstellung des D-Day bekannt geworden ist. „Indigènes – Tage des Ruhms“ von Rachid Bouareb (2006) beleuchtet ein bisher wenig bekanntes Kapitel des Zweiten Weltkriegs. Algerische Soldaten ziehen in ihrer „Heimat“ Frankreich an die Front und erleben eine krasse Zweiklassengesellschaft im französischen Militär.

Die afrikanischen Soldaten bekommen, anders als ihre französischen Kollegen, weder Heimaturlaub noch werden sie befördert. Ihre Briefe werden abgefangen, was an einer knappen, aber nicht minder tragischen Liebesgeschichte des Soldaten Messaoud gezeigt wird. Die Veranstalter haben den Film für die Reihe gewählt, weil er ein Beispiel für die sich wandelnde Erinnerungsarbeit in Frankreich darstellt. Diese hatte sich zuvor meist mit Erfolgsgeschichten von Widerstandskämpfern auseinandergesetzt.

„Die Welt in Waffen: D-Day“ zeigt außerdem zwei Filme aus den 1960er Jahren: „Paris brûle-t-il?“ und „The longest Day“. Abgerundet wird das Programm durch eine Vorführung von internationalen Nachrichtenbeiträgen zur Landung der Alliierten in Frankreich, die zeigt, wie unterschiedlich in den einzelnen Ländern von den Geschehnissen berichtet wurde.

Die Filmreihe soll einen Beitrag zum Verständnis der Auswirkungen des D-Days leisten und vor allem zeigen, wie sich die Rezeption des Zweiten Weltkriegs im Kino gewandelt hat. Und nebenbei erzählen die Filme auch ganz persönliche Geschichten aus dem Krieg. JULIA BRUMMERT

■  „Die Welt in Waffen“: Zeughauskino, 28. 5. – 9. 6., www.dhm.de