Hauptstadt weiterhin geteilt

STREIT Den Mitgliedern des Journalistenverbandes DJV gelingt es nicht, die beiden Berliner Verbände zu vereinen

Die bisherigen Vorsitzenden können sich nicht darauf einigen, wer nach der Fusion führen darf, ob keiner von beiden, alle beide oder ein Neuer

VON DANIEL BOUHS

Vielen Zeitungen rennen die Abonnenten weg, TV-Sendern die Zuschauer und im Digitalen geben Konsumenten für Gehaltvolles nach wie vor kaum Geld aus. In Zeiten, in denen der Journalismus nahezu allerorts kriselt, Honorardumping, Outsourcing und andere Formen des Substanzverlustes wuchern, sind starke Journalistenverbände gefragter denn je. Das gilt im Besonderen für den größten unter ihnen, den Deutschen Journalisten-Verband, kurz DJV. Gut also, dass er in den 16 Bundesländern mit eigenen Regionaleinheiten präsent ist. Aber Moment mal: Es sind sogar 17. Landesverbände. Wie kommt das?

Seit bald zehn Jahren ist der DJV rings um das Regierungsviertel viel mit sich selbst beschäftigt. Aktive Berliner Mitglieder stritten sich damals mit dem Vorstand: Wie groß und teuer sollten Veranstaltungen wie der Presseball werden? Welche Richtung die Vereinspolitik haben? Dann kamen auch noch Vorwürfe auf, die Verbände würden unterwandert – erst Brandenburg, dann Berlin, und das womöglich auch noch von rechts. Juristische Auseinandersetzungen darüber folgten. Heute sind die Köpfe andere.

Der DJV wollte das Problem damals abschütteln, schloss seine beiden Landesverbände aus und gründete eiligst zwei neue, angeschoben unter anderem vom Bundesverband und teils mit Darlehen von Hunderttausenden Euro finanziert. Doch dann dies: Die beiden verstoßenen Altverbände klagten sich zurück in den DJV. Weil in der Zwischenzeit aber eben neue Regionaleinheiten ins Leben gerufen worden waren, war der Journalistenverband fortan geteilt – und das ausgerechnet in und um die Hauptstadt. Ein Zustand, der bis heute anhält.

Das alles kostete die Beteiligten mehr als bloß Nerven. Mehrere Landesverbände brauchen mehrere Geschäftsstellen und Mitarbeiterstäbe, dazu die Juristerei. Abgemildert wird das alles immerhin ein wenig, da zumindest die beiden Neuverbände in der Zwischenzeit eine Einheit bilden. Aus ihnen ist der Journalistenverband Berlin-Brandenburg (JVBB) erwachsen, dem auch der Autor dieser Zeilen passiv angehört. Und zugute halten muss man den Verantwortlichen insbesondere in den Berliner Verbänden dann auch: Jenseits juristischer Kulissen und Doppelstrukturen arbeiten sie längst Hand in Hand. Bloß dieses Ding mit der Fusion haben sie noch immer nicht hinbekommen.

Eigentlich hätte es heute so weit sein sollen: Die Mitgliederversammlungen, die zu der Zusammenführung der beiden in Berlin situierten Verbände führen sollte, war für den Abend avisiert. Der Bundesverband verbreitete den Termin freudig. Doch aus der Sause wird nichts. Wer sich bei Beteiligten umhört, erfährt: Es ist fast alles geklärt. Der jüngere JVBB soll im Berliner Altverband aufgehen, aus jeweils knapp 2.000 ein knapp 4.000 Mitglieder starker Hauptstadtverband werden. Was der Einigung noch im Wege steht, ist mitunter richtig peinlich: Die bisherigen Vorsitzenden – Alexander Fritsch (JVBB) und Bernd Lammel (DJV Berlin) – können sich nicht darauf einigen, wer dann führen darf, ob keiner von beiden, alle beide oder ein Neuer nach freier Wahl.

Mit den Details zu alledem hält sich der Bundesverband zurück. Er bestätigt noch nicht mal, was seine Gremien längst beschlossen haben und unter Hauptstadtjournalisten sowieso jeder erfährt, der sich dafür interessiert: Kommt es noch 2014 zur Fusion, verzichtet der Bundesverband auf ausstehende Mitgliedsbeiträge und seine Darlehen. Knapp eine halbe Million Euro steht auf dem Spiel – ein stolzer Preis dieses Vorgangs. Er zeigt aber auch: Der DJV verzichtet sogar auf Geld, um endlich reinen Tisch zu machen.

Höchste Zeit also, den Doppelstrukturen ein Ende zu setzen. „Wir wissen, dass beide Verbände das wollen, und wir zweifeln nicht an der zeitnahen Durchführung“, ist dann auch ein DJV-Sprecher überzeugt. Ach wenn doch nur diese elende Vereinsmeierei nicht wär.