Schutzmacht Raab

LENA „Bild“, RTL und Co. bekommen nichts Privates

Lena Meyer-Landrut, Sonnabend deutsche Kandidatin beim Eurovision Song Contest (ESC), ist momentan die heißeste Ware auf dem Celebritymarkt. Und alle wollen von ihr gefüttert werden mit Sprüchen und Gesten – und mit privaten Details. Doch auch in Oslo gilt das Gesetz ihres Patrons und Mentors Stefan Raab: der Bild-Zeitung und RTL kein Gran Information. Denn diese respektierten kein Privatleben. Es gilt seit 2000, als Raab beim ESC selbst auf der Bühne stand, und so hielt er es auch 2004, damals mit Max Mutzke in Istanbul.

Pfingstsonntag, bei Lena Meyer-Landruts Pressekonferenz beim ESC, wurde dieses Gesetz der Omertà über eine RTL-Reporterin verhängt. Diese fragte: „Wer aus Ihrer Familie ist dabei, wer unterstützt Sie? Und wie wichtig ist es tatsächlich, auch jemanden aus der Family dann hier zu haben?“ Das war scheinfragend, denn die Dame wusste dem Vernehmen nach, dass die Mutter der Chanteuse in Oslo just gelandet war, zum 19. Geburtstag ihrer Tochter. Diese antwortete: „Nööööööt.“ Raab sekundierte: „Man muss auch nicht jede Scheiße beantworten, Lena.“ Diese darauf: „Nein, nein. Das beantworte ich nicht.“ Die RTL-Frau, tapfer süßlich nachhakend: „Familie zur Unterstützung dabei zu haben, findet ihr scheiße?“ Lena: „Nein, die Frage. Also die Familienfrage an sich.“ RTL-Reporterin pseudoerstaunt „Also die Familie ist immer tabu?“ Lena: „ M-h!“ Dann Raab: „Joa, muss Frauke Ludowig halt mal ohne so ’n Käse auskommen. Müsst ihr euch was anderes aus der Nase ziehen. Irgendwie Häuserversteigerungssendungen oder so was.“

Dem Vernehmen nach hat es RTL nicht geschafft, herauszufinden, wo Meyer-Landrut Geburtstag feierte. Gerüchten zufolge: im Kreise ihrer Familie – erwünschtermaßen unbedrängt.

JAN FEDDERSEN

■ Der Autor ist taz-Redakteur und schreibt seit 1989 über den ESC. Sein neues Buch heißt „Wunder gibt es immer wieder“ (Aufbau, 2010). Er bloggt für den NDR.