Mord und Totschlag am Arsch der Welt

Krimi „Die Tochter des Mörders“ (20.15 Uhr, ZDF)

Die coole, toughe, erfolgreiche Städterin, die ihre Kindheit in der Provinz lange hinter sich gelassen hat, haben will, die nun zurückmuss aufs Land, zurück zu ihren Wurzeln, zurück zu den Dämonen der Vergangenheit … Das ist eine Standardsituation, gefühlt fängt jeder vierte oder fünfte deutsche TV-Krimi/Thriller so an. Hier und heute ist es Sophie von Kessel, die als Hanna Meiwald in schwarzer Business-Uniform und schwarzem Mercedes durch die Landschaft braust, per Headphone noch die letzten Anweisungen gibt, bis die Verbindung abbricht, sie ist angekommen „am Arsch der Welt“.

Da, wo ein enger Verwandter an Demenz erkrankt ist – ihr Vater, den sie nicht eben mag. Der Film heißt „Die Tochter des Mörders“, der Widerwille gegenüber dem Vater hat einen Grund. Und die ermordete Mutter war zwar nicht die Wanderhure, wohl aber die Dorfschlampe. Zumindest war sie das in den Augen der Männer. Diese erweisen sich als das kaum angenehmere Gegenstück zu den aalglatten Geschäftemachern aus der Stadt, die Stammtischgrantler aus dem Dorf: unwirsche, kauzige Typen, die von den alten Geschichten nichts wissen und mit der Polizei nichts zu tun haben wollen. Schon gar nicht mit Kommissar Arnsberger, gespielt von Matthias Brandt, der der Heldin mit Rat und Tat zur Seite steht: „Wenn das, was in diesem Brief steht, wahr ist, dann“ – gewichtige Pause – „läuft der Mörder Ihrer Mutter immer noch frei herum!“ Mit solchen Sätzen empfiehlt sich ein Kommissar natürlich für jeden „Tatort“, aber den Job als neuer Polizeiruf-Ermittler hat Brandt ja längst sicher. In diesem Film kann er sich also schon mal ein bisschen warm machen.

Der Film ist mit Ex-Buhlschaft von Kessel, dem im zeitgenössischen TV-Movie allgegenwärtigen Willi-Brandt-Filius Matthias – ob der wohl auch mal eine Rolle ablehnt? – und außerdem mit Tilo Prückner gut besetzt, bleibt aber solide Qualitätsware von der Stange. JENS MÜLLER